27 juni 2013
Aachener Tagebuch: Donnerstag 27. Juli
Donnerstag 27. Juli – Der gestrige Abend stand ganz im Zeichen der außersportlichen Kommunikation im deutschen Team. Ein von Georg von Stein gesponsertes und von Rene Poensgen kochtechnisch vorbereitetes Spanferkelessen am LKW von Christoph Sandmann war organisiert worden.Das Team Sandmann und Bundestrainer Geiger zu seinem Einstand in Aachen stellten die Getränke Natürlich wurden bei den Gesprächen auch die Dressuren des heutigen Tages aufgearbeitet. Am verdienten Sieg von Chester Weber gibt es nichts zu rütteln; dies war einhelliges Echo. Über die eine oder andere Richterbeurteilung wurde wie immer und üblich – aber nur ganz kurz – diskutiert – dies ist normal.
Zum Dressursieger Chester Weber gibt es noch zwei Randerscheinungen nachzutragen: Zum einen fehlte in Aachen der langjährige Stall – und Pferdeorganisator sowie Beifahrer Olof. Ein völlig ungewohntes Bild im Team Weber. Olof ist jetzt bei der amerikanischen Zweispännerfahrerin Wrigley-Miller tätig. Zum anderen präsentierte sich der Dressursieger in etwas neuem Outfit. Sein neuer durchaus dezenter Gesichtsbart ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig sieht aber flott aus und steht Chester Weber gut. „Meine Frau wollte eine Veränderung an mir – eben einen etwas neuen Mann und so kam ich auf diese Idee. „ so die augenzwinkernde Erklärung des US Champions.
Und noch eine Geschichte vom gestrigen Dressurtag. Kurz vor Einfahrt zu seiner Dressur kam Ysbrand Chardon auf die spontane Idee die Gebisse bei zwei seiner Pferde zu wechseln. Der vor ihm gestartete Michi Brauchle fuhr gerade zum Schlussgruß auf. Sohn Bram spurtete in wirklich rekordverdächtigem Tempo zum ca. 50 m entfernt stehende Fahrrad, holte dort die Gebisse, diese wurden ein geschnallt und kurz darauf noch einmal neu angepasst und dann ging es schon ins Viereck. Da müssen die Grooms, Pfleger, Pferde und vor allem der Fahrer wirklich bewundernswert starke Nerven haben. Allerdings ob der Gebisswechsel eine positive Wirkung hatte darf nach diesem Auftritt bezweifelt werden.
Und so kam es denn wie erwartet. Chester Weber nicht so souverän wie noch gestern im Viereck holte sich den Sieg ganz knapp vor Boyd Exell und Theo Timmerman. Die Abstände aber deutlich geringer als gestern. Chardon lieferte mit 50,10 Punkten das Streichergebnis der Niederländer in der Dressur. Da muss man sicher lange in den Analen des Fahrsportes zurückblättern wann es dies schon einmal gegeben hat.
Bei der deutschen Mannschaft gab es zunächst zum Auftakt betroffene Gesichter. Teammitglied Michi Brauchle litt unter heftigsten Schmerzen im Bauchbereich und konnte seine Dressur nur mit allergrößter Mühe beenden. Sein Ergebnis mit 55,24 Punkten zweitrangig. Direkt nach der Dressur wurde er ins Krankenhaus gefahren. Verdacht auf Blinddarmentzündung so lautet die erste Diagnose. Georg von Stein fuhr frisch vorwärts. Sein Auftritt besser als am getsrigen Tag. Das rechte Stangenpferd hätte man sich etwas runder gewünscht. Aber eine gute Leistung, die mit 50,50 Strafpunkten bewertet wurde. Bester Deutscher heute Daniel Schneiders mit 49.92 Strafpunkten. Bei ihm die Vorderpferde nicht immer optimal in der Anlehnung aber ein Toppergebnis. Christoph Sandmann und Christian Plücker erreichten beide 50,30 Punkte. Sandmann fuhr gegen die Rails , seine Pferde erschreckten und die Lockerheit war kurzfristig dahin. Schade – es war ein starker Auftritt ansonsten von ihm. Plücker zeigte eine engagierte Dressur mit gut erkennbaren Übergängen. Er scheint auf einem guten Weg. Mareike Harm kann auf Grund einer Schulterblessur ein Pferd nicht mehr einsetzen. Mit dem Geländepferd zeigte sie aber dafür eine ansprechende Leistung, fuhr eine frische Dressur mit viel Go und bekam dann vom Richterkollegium 57,22 Punkte.
Apropos Richterkollegium – am heutigen Tag ein wesentlich einheitlicheres Richten als gestern. Das Feld liegt in der Nationenpreiswertung eng zusammen, wenn auch die Niederländer erwartungsgemäß deutlich in Front sind. Aber auf den Plätzen dahinter dichtes Gedränge um die Podiumsplätze..
Rudolf Temporini
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