16 juli 2014
Aachener Tagebuch: Mittwoch 16. Juli
Strahlender Sonnenschein, großes Zuschauerinteresse, beste Bedingungen für die Aktiven, wenngleich der Platz sich doch etwas schwerer ziehen ließ als in den Jahren zuvor. Bei vielen Gespannen machte sich dies besonders im Rückwärtsrichten bemerkbar.Der Anfang stand ganz im Zeichen der Dressur für die Einzelwertung um den Talbotpreis.
Die gestrige Verfassungsprüfung war für das Deutsche Team mit großer Nervenanspannung verbunden, die sich erst am heutigen Tag positiv auflöste. Ein Stangenpferd aus dem Gespann von Mareike Harm wurde zunächst als nicht ok befunden und eine Reinspektion am heutigen Dressurtag angeordnet. Aber Gott sei Dank verlief diese Vorstellung dann positiv. Kleinere Nachbesserungen im Bereich eines Hufes am gestrigen Abend und schon war der Fall geritzt. Bundestrainer Geiger wird es mit Erleichterung aufgenommen haben, denn er hatte die Amazone – übrigens die einzige im internationalen Starterfeld von Aachen – in die Mannschaft berufen. Michi Brauchle blieb in diesem Jahr außen vor und war als Einzelfahrer am Start.
Die Entscheidung der Mannschaftsführung beruhte auf der Überlegung, dass Mareike Harm sowohl in der Dressur und auch im Hindernisfahren bisher konstant sehr ordentliche Ergebnisse gebracht hatte. Natürlich bedeutete dies auch, dass die schon früh gesetzten Mannschaftsfahrer von Stein und Sandmann sich keine Schwächen und grobe Fehler im Gelände leisten durften.
Mareike Harm war der erste Deutsche Teilnehmer der ins Viereck musste. Ihr Auftritt nicht so überzeugend wie man es sich erhofft hatte. Schon beim Einfahren zeigte sich das linke Vorderpferd stark an seiner Umwelt interessiert; dazu kamen große Probleme beim Rückwärtsrichten und auch der Schritt mit Problemen beim rechten Vorderpferd. 56,93 Strafpunkte ihr Ergebnis. Sicherlich noch nicht so ganz im Rahmen der Erwartungen. Aber die Dressur, die für das Mannschaftsergebnis zählt, kommt ja erst morgen.
Auch Georg von Stein hatte Probleme beim Rückwärtsrichten; aber ansonsten viel positive Momente. Nach seiner verpatzten Dressur von Lähden ein sehr positives Signal. Da passte vieles. 48,02 Strafpunkte sein erfreuliches Ergebnis und damit Platz 6. Das sollte ihn nach schwächeren Leistungen in den letzten Wochen wieder aufbauen.
Michi Brauchle fuhr ordentlich ohne zu glänzen. Einige Unruhe beim linken Vorderpferd. Mit 60,47 vielleicht etwas knapp bewertet. Dies gilt auch für Rainer mit erreichten 59,35 Punkten. Er glänzte als einer der wenigen am heutigen Tag mit einem willigen Rückwärtsrichten und einer ansonsten fast fehlerfreien Dressurvorstellung.
Christoph Sandmann , Deutschlands Nr. 1 fuhr wie fast immer sehr routiniert und stellte sein Gespann gekonnt vor. Die Vorstellung vielleicht nicht ganz so stark wie sein Auftritt vor 2 Wochen in Lähden. Dem starken Trab fehlte so etwas die deutlichen Rahmenerweiterung und auch er hatte leider leichte Probleme beim Rückwärtsrichten. Mit 48,49 Strafpunkten aber noch aussichtsreich als 7. platziert.
Aussichtsreich deswegen, weil in diesem Jahr die Spitze deutlich enger zusammen gerückt ist als in den Jahren zuvor.
Der erwartete Sieger Chester Weber mit 36,22 Strafpunkten mit leichtem Abstand auf die nächsten Positionen. Aber die weiteren großen Favoriten Boyd Exell (41,00), Teo Timmermann (42,12) Ysbrand Chardon (44,95) sind für Von Stein und Sandmann schon noch gut in Reichweite.
Einen erstaunlichen Auftritt hatte der Schwede Tomas Eriksson. Er begann super mit glänzend gefahrenen Lektionen; bis zum Rückwärtsrichten was auch einigermaßen klappte. Aber dann galoppierte ein Vorderpferd bei fast jeder danach kommenden Lektion. Der mehrfache Weltmeister probierte alles aus um des Problems Herr zu werden. Aber auch das Durchparieren zum Schritt in den folgenden Trablektionen nützte zunächst nichts. Mit 61,00 Strafpunkten wird er mit dem Ausgang um den Einzelsieg nicht nichts mehr zu tun haben.
Rudolf Temporini