23 juli 2014
Riesenbeck International 2014 – Frauen-Power an den Leinen
Und auch im Fahrsport nimmt das weibliche Geschlecht die Leinen fest in die Hand. Was früher fast ausschließlich Männer-Domäne war, Fahrsport auf höchstem Niveau, ist nun auch Tummelplatz für Damen auf dem Kutschbock.
Beim weltweit einzigen Nationenpreises für Zweispännerfahrer, vom 31. Juli bis 3. August bei Riesenbeck International auf der Reitsportanlage Surenburg, sind allein drei Damen im deutschen Team: Carola Slater-Diener, Anna Sandmann und Kathrin Scheiter.
Ganz anders allerdings die Situation bei den Vierspännern im Internationalen Deutschen Fahrderby. In der „Formel 1 des Fahrsports“ ist frau Exot. Rund 50 Gespanne aus 15 Nationen, aber kaum Frauen im Wettbewerb. Nur die US-Amerikaner schicken mit Misdee Miller und Allison Stroud gleich zwei Damen auf die Strecke. Und auch Deutschland zeigt sich im Vierspänner Frauen-freundlich. Erneut ist Mareike Harm aus Schleswig-Holstein im Feld der ansonsten männlichen Kollegen vertreten.
Und das zu Recht: Bei der 28-jährigen Harm kommen aller Erfolgsfaktoren zusammen – Talent, Ehrgeiz und das nötige Kleingeld. Der Studentin der Agrarwissenschaften wurde auf dem elterlichen Hof Rützenhagen bei Negernbötel (Schleswig-Holstein) Pferdesport in die Wiege gelegt. Heute führt sie den Betrieb mit 25 eigenen Pferden und 150 h Landwirtschaft gemeinsam mit Mutter Andrea. Die ist auch im Dressur- und Hindernisfahren als Beifahrerin auf dem Kutschbock mit dabei. Bei der Auswahl der Pferde ist Familie Harm nicht auf fremde Geldgeber angewiesen. „Mutter ist mein Sponsor“, erklärt die Fahrerin.
Dennoch: Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern besteht in dieser Pferdesport-Disziplin noch nicht. Das liege nicht am mangelnden Willen der männlichen Konkurrenz, sondern an der Physis, glaubt Michael Freund, mehrfacher Weltmeister der Vierspänner-Legende „Anders als bei der Dressur und im Springen braucht man fürs Fahren mehr Kraft. Da sind wir Männer im Vorteil. Ein- und zweispännig kann man das mit Gefühl ausgleichen, im Vierspänner ist das schwieriger.“
Man darf jedenfalls gespannt sein, wie sich die Damen auf dem Kutschbock im schwierigen Gelände von Riesenbeck schlagen werden.