30 september 2014

Saisonabschluss in Biblis

Für viele der deutschen Spitzenfahrer war Biblis der Saisonabschluss. Bei strahlendem Sonnenschein gab es eine gelungene Veranstaltung, die ihren besonderen Reiz darin hatte, dass auf der Anlage Jägerhof neben diesem Fahrturnier für Zweispänner Pferde und Ponys sowie Vierspänner Ponys auch ein internationales Springturnier stattfand. Die räumliche Großzügigkeit des Jägerhofes machte es möglich, dass hier beide Pferdesportarten parallel laufen konnten, ohne dass die eine die andere beeinträchtigte. Wobei ja in der Regel sich eher die Reiter von den Fahrer gestört fühlen als umgekehrt. 

Bei den Zweispänner Ponys ging Max Berlage nach der Dressur in Führung, gab diese allerdings nach dem Gelände an Birgit Kohlweiß ab. Im Hindernis 1 hatte Max Berlage das eine oder andere Problem, dazu kam dort der Abwurf eines abwerfbaren Teils und am Ende musste er sich mit Platz 6 in dieser Teilprüfung doch etwas überraschend der Konkurrenz geschlagen geben. Aber am Schlusstag folgte eine überzeugende Nullrunde im Hindernisparcours und so zog er dann an der bis dahin führenden Birgit Kohlweiß noch vorbei. Max Berlage setzte ein junges noch sehr unerfahrenes Pony ein. Der Kaderfahrer, der für RuFV Samern startet, scheint für die nächste Saison bestens gerüstet zu sein. Birgit Kohlweiß blieb nach einem 3. Platz in der Dressur, einem starken Geländeauftritt und auch einer fehlerfreien Fahrt im Hindernisparcours mit leichter Zeitüberschreitung dann der 2. Platz vor dem baden-württembergischen Spitzenfahrer Thomas Genkinger und dem Hessen Thomas Tischer, der nach schwächerer Dressur mit einem 2. Platz im Gelände sich doch deutlich nach vorne schob. Nach diesen vier genannten gab es eine größere Lücke. 5. Platz für Sebastian Stürz, der mit seinen Fellponys durchaus andeutete, dass er auf einem guten Weg ist, wobei seine beiden Ponys doch sehr unterschiedlicher Qualität sind.

Einen besonderen Auftritt leistete sich Cornelia Zipfel. Die eigentlich routinierte Dame vom RFV Reken hatte eine tolle Dressur gezeigt und war nur knapp von Max Berlage geschlagen worden. Ihr Gelände ihre Fahrt durchaus akzeptabel. In der Zwischenwertung so Platz 5, aber im Hindernisfahren vergaß sie schlichtweg die Startlinie zu überfahren, was dann Ausschluss bedeutete. Dies erlebt man wirklich selten in der Klasse S.

Bei den Zweispänner Pferden war Stefan Schottmüller nicht zu schlagen. Der Mann aus dem Championatskader dominierte von Anfang an das Teilnehmerfeld. Im Gelände verlor er nur einige Punkte an die spätere Siegerin Kathrin Scheiter. Seine Nullrunde im Hindernisfahren war überaus souverän und ähnlich eindrucksvoll wie die von Max Berlage. Sein Vorsprung in der Endabrechnung auf die zweitplatzierte Kathrin Scheiter immerhin 12 Punkte. Apropos Kathrin Scheiter. Die von Altmeister Reinhard Burggraf betreute junge Bayerin hatte glänzende Auftritte in Biblis. In der Dressur deutete sie mit Platz 2 zum Saisonabschluss ihr Potential an. Es scheint so, als habe sie nun eine gute Zusammensetzung für ihr Gespann gefunden. Im Gelände war sie ja schon immer stark und sie holte sich dort dann auch die Plätze 1 und 2; immer lautstark unterstützt von ihrem zahlreichen Fanclub. Auch im Hindernisfahren zeigte sie gute Leistungen und war mit beiden Gespannen in der Siegerrunde. Mit ihrem Zweitgespann, das in der Außendarstellung nicht nur durch die Optik der Anspannung von Fuchs und Braunen , sondern auch durch den deutlich erkennbaren Größenunterschied beider Pferde nicht diese Harmonie wie ihr anders Gespann aufweist, kam sie auf Platz 4.


Stefan Schottmüller. Foto: Silke Ehlers

Nach schwacher Dressur und eben dem starken Geländeauftritt sowie auch ihrer tollen Leistung im Hindernisparcours. Dazwischen schob sich Bernhard Rudolph, der in der Dressur endlich sein Potential abrufen konnte. Im Gelände trotz eines Sturzes mit seinem Zweitgespann zu Beginn der Prüfung sich unbeeindruckt zeigte und im Hindernisfahren allerdings mit 10,43 Punkten gerade noch einen hauchdünnen Vorsprung vor Kathrin Scheiter rettete. Lars Schwitte machte nachdrücklich auf sich aufmerksam. Der Fahrer aus Westfallen war bisher noch nicht so in Erscheinung getreten. Aber seine Pferde überzeugten mit Gangqualität und viel Schwung und enormer Antrittsschnelligkeit im Gelände. Schade, dass 15 Strafpunkte im Hindernisfahren am Ende sich dazu addierten. Da war eigentlich deutlich mehr drin für den Mann aus Südlohn.

Ganz spannend war es bei den Vierspänner Ponys. Es war ein Wimpernschlagfinale und der Vorsprung des späteren Siegers Thomas Bär vor dem mehrfachen Medaillenträger bei Championaten Tobias Bücker betrug winzige 0,04 Punkte. Tobias Bücker hatte die Dressur knapp vor Sven Kneifel gewonnen. Im Gelände gab es dann tolle Auftritte der Pony Vierspänner, wobei insbesondere Thomas Bär und Thomas Köppen überzeugten. Es waren nicht nur schnelle Fahrten, sondern auch optisch wunderbar anzusehende Auftritte dieser beiden Spitzenfahrer. Thomas Köppen scheint zu Saisonende endlich zu der Form zu finden, nach der der Mann mit seinen Norwegern schon seit zwei Jahren sucht. Hier hat eigentlich alles geklappt. Den Sieg für die Kombinierte Prüfung verschenkte er im Hindernisfahren mit 9,72 Strafpunkten in einem Parcours, der eigentlich gar nicht so schwer anmutete.

Tobias Bücker fuhr wie immer routiniert, stilistisch wunderbar und mit nur 3 Strafpunkten im abschließenden Hindernisfahren schob er sich noch an Thomas Köppen vorbei. Erwähnenswert auch der Geländeauftritt von Reiner Ochs. Wie immer leider zunächst eine schwache Dressur. Sein linkes Stangenpferd vermasselte ihm die eine oder andere Lektion. Im Gelände dann aber voll auf Speed fahrend. Allerdings nicht mit der Eleganz und der Feinheit von Thomas Bär, Tobias Bücker oder auch Thomas Köppen. Aber Reiner Ochs schien hochmotiviert und war überaus schnell unterwegs. Die junge Anne Hürster aus Baden-Württemberg hatte Pech im Gelände. Ein technischer Defekt an der Kutsche zwang sie zur Aufgabe. Ein bekannter Name tauchte zum ersten Mal in Biblis in den Starter- und Ergebnislisten auf, nämlich Korbinian Dangel. Der Sohn des Vierspänner-Fahrers Max Dangel präsentierte sich mit seinen vier schwarzbraunen Ponys und zeigte ansprechende Leistung ohne natürlich an die Ergebnisse der Toppleute heranreichen zu können.
Alles in allem eine überaus gelungene Veranstaltung. Biblis bietet ideale Rahmenbedingungen. Der Dressurplatz im besten Zustand. Die logistische Infrastruktur vom allerfeinsten und die Geländehindernisse mit dem Richter- und Sprecherturm in seiner Anordnung fast einmalig in Deutschland. Alles sehr kompakt und zuschauerfreundlich. Wie zu hören war wird sich Biblis um die Ausrichtung der Europameisterschaft Jugend für das Jahr 2016 bewerben. Der Veranstalter scheint jedenfalls bestens gerüstet für größere internationale Aufgaben. 

Rudolf Temporini