19 juli 2014
Aachener Tagebuch Samstag 19. Juli: Chester Weber gewinnt zum ersten Mal den Talbot Preis
Spannend blieb die Entscheidung um den Sieg in der Einzelwertung bis zum letzten Hindernis. Der US Amerikaner Weber hatte sich einen leichten Vorsprung vor dieser Geländefahrt über seine überragende Dressur und tolle Hindernisrunde verschafft. Aber Vorjahressieger Boyd Exell war ihm auf den Fersen. Bummeln oder taktisch fahren ging nicht für den US Amerikaner. Bis Hindernis 6 hielt Weber seinen leichten Vorsprung praktisch konstant. In Hindernis 7 allerdings fuhr Boyd Exell eine super Runde und der Vorsprung schmolz dahin. Als dann auch noch im letzten Hindernis Chester Weber vor dem Tor A eine Volte drehen musste, wurde es noch einmal richtig eng für ihn. Aber es reichte und mit einem Vorsprung von knapp 1, 2 Punkten rettete er den lang ersehnten Gesamtsieg in der Soers ins Ziel. Zum ersten Mal gewinnt ein Amerikaner den Talborpreis und damit die prestigeträchtigste Prüfung im Fahrsport nach der Weltmeisterschaft. Chester Weber ist mit diesem Erfolg sicher auch ein heißer Tipp in Richtung Weltreiterspiele in Frankreich. Sein größter Widersacher bleibt Boyd Exell. Man darf gespannt sein.
Eine glänzende Runde legte Michi Brauchle im Gelände hin. Aachen scheint dem Württemberger zu liegen-. Schon zweimal hatte er ja hier gewonnen und heute wurde es ein toller zweiter Platz für ihn. Nur 1,2 Punkte hinter dem australischen Sieger Exell.
Stark wie immer auch Christoph Sandmann . Erstaunlich wie der selbstständiger Speditionskaufmann als lupenreiner Amateur es immer wieder versteht in der Weltspitze mitzuhalten. Chapeau für diese Konstanz an Leistungen in allen Teilprüfungen. Er kam mit einem kurzfristig umbesetzten Viererzug auf Rang 9 im Gelände und in der Gesamtwertung auf Platz 5; dabei sein Abstand auf Platz 3 von Koos de Ronde nur gerade 1 Punkt.
Enttäuschung bei Georg von Stein. In Hindernis 3 hatte der Mann aus dem Odenwald sich eine Linie ausgedacht, die sicherlich nicht optimal war. Hier verlor er viel Zeit. Vorbei war es mit einem Angriff auf die Spitze. Er wurde im Gelände 17.; in der Gesamtwertung Platz 13 für ihn. Rainer Duen noch ein Platz hinter ihm. Mareike Harm fuhr wie erwartet nicht in der Spitze mit. Ihr Stärke liegt ja bekanntermaßen in der Dressur und im Kegelfahren.
Ganz toll die beiden Ungarn Dobrovitz sen. und Lazar im Gelände unterwegs. Platz 3 bzw. 4 in dieser Teilprüfung und diese tolle Leistung der beiden Magyaren bedeute für das deutsche Team ein Abrutschen in der Wertung um den Nationenpreis. Die Umgarn jetzt auf Platz 2 hinter den Niederländern. Das Oranje Team führt überlegen. Die Tatsache, dass Chardon heute einen schwachen Tag erwischte und nur auf Platz 22 kam, änderte nicht an der Vormachtstellung dieser Mannschaft. Die Leistungen von Koos de Ronde und Theo Timmermann reichten aus, um die anderen Nationen deutlich in Schach zu halten. Beinahe wäre Chardon übrigens an Hindernis 1 umgestürzt – aber es ging gerade noch einmal gut.
Morgen das abschließende Hindernisfahren um den Nationenpreis. Das holländische Team mit einem Vorsprung von 17 Punkten auf die Ungarn kann den Sekt heute Abend schon einmal kalt stellen; die Deutschen müssen 10 Punkte auf die Ungarn aufholen. Bei Ihnen ist der junge Dobrovitz aus der Wertung. Aber die beiden anderen sind auch Weltklassefahrer. So wird es in diesem Jahr wohl nur Platz 3 für das deutsche Team werden.
Natürlich wird nun der eine oder andere Besserwisser sich melden: warum ist Brauchle nicht in der Mannschaft gefahren? Aber die Überlegungen von Bundestrainer Geiger waren nachvollziehbar und fanden auch die breite Zustimmung des Fahrausschusses. Wenn man aus der Kirche kommt ist man eben immer schlauer…….
Rudolf Temporini