23 september 2014

Brauchle-Festival in Donaueschingen

Die beiden Lokal-Matadoren Steffen Brauchle bei den Ponys und Michael Brauchle bei den Pferden waren die herausragenden Akteure des diesjährigen internationalen Fahrturniers in Donaueschingen. 

Steffen Brauchle beherrschte die Pony-Szene fast nach Belieben. Sieg in der Dressur, Sieg im Gelänge, wobei er in 6 von 7 Hindernisse Bestzeiten fuhr! Im abschließenden Hindernisfahren dann ein Abwurf, der aber nichts an seinem überlegenen Sieg mit rund 10 Punkten vor dem zu Ende der Saison immer besser in Form kommenden Thomas Bär gefährden konnte. Der sympathische junge Mann aus Sachsen machte einmal mehr mit einem starken Geländeauftritt und einem tollen Hindernisfahren auf sich aufmerksam und schob sich zum Schluss noch vor den bis dahin an zweiter Stelle liegenden Dieter Höfs, der einen starken Dressurauftritt hatte.

Altmeister Abel Unmüßig konnte auch zufrieden seinen Heimweg nach Hinterzarten antreten, denn er wurde insgesamt Sechster. Vor ihm noch die beiden Holländer Aart von de Kamp und Jan de Boer. Unmüßig gut in der Dressur, im Gelände mit den Haflingern nicht so schnell wie seine Konkurrenten mit den Reitponys, aber im Hindernisfahren wieder mit 4,15 Punkten durchaus in der Spitzengruppe. Mit dem Routinier muss immer gerechnet werden. Steffen Brauchle und Dieter Höfs werden neben Michael Bügner am nächsten Wochenende beim CAIO in Breda für Deutschland im Team an den Start gehen. Also schon eine intensive Belastung für die Ponys. Aber die beiden Baden-Württemberger wollten sich natürlich einen Start beim einzigen internationalen Vierspänner-Turnier in ihrer Heimat nicht entgehen lassen.

Bei den Pferden gab es lange Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Ungarn Jozsef Dobrovitz und Michael Brauchle. Zunächst hatte Dobrovitz die Nase vorne, denn er gewann die Dressur vor Michael Brauchle; dieselbe Reihenfolge gab es dann auch im Gelände. Doch war der Vorsprung des Ungarn nur hauchdünn und im abschließenden Hindernisfahren fuhr Michael Brauchle eine imponierende Nullrunde. Wirklich ein äußerst souveräner Auftritt wie man lange von dem Mann aus Lauchheim-Hülen nicht gesehen hatte. Jozsef Dobrovitz leistete sich 8,26 Strafpunkte und fiel so auf den 2. Platz zurück. Die nächstplatzierten Mark Weusthof und Fredrik Persson kämpfen noch um eine Teilnahme am Weltcup. Mark Weusthof wieder glänzend im Gelände unterwegs mit Platz 3 und nur hauchdünn hier von Michael Brauchle geschlagen. Aber der Abstand zu diesen beiden in der Gesamtwertung dann doch schon deutlich. Eine Überraschung gab es durch den jungen Schweizer Jerome Voutaz. Er begann seine Auftritte mit Platz 13 in der Dressur, fuhr ein grandioses Gelände mit Superzeiten in den Hindernissen, schob sich dadurch auf den 5. Platz nach vorne und hielt diesen auch nach dem Hindernisfahren. Tolle Leistung des Eidgenossen.


Ludwig Weinmayr. Foto: Silke Ehlers

Auch stark Ludwig Weinmayr. Der Bayer kam auf Platz 6. Die 9 Strafpunkte im Hindernisparcours waren vielleicht doch ein bisschen zu viel. So wurde eine noch bessere Platzierung verschenkt. Nach langer Zeit war Daniel Schneiders wieder einmal am Start nach seiner auskurierten unfallbedingten Verletzung. Er kam auf Platz 7 mit gleichmäßig ordentlichen Leistungen ohne irgendwo besonders zu glänzen und war damit knapp vor Altmeister Werner Ulrich aus der Schweiz. Rene Poensgen wird mit seinem Endergebnis auch zufrieden gewesen sein. Zunächst relativ schwacher Auftritt in der Dressur mit doch einigen deutlich sichtbar erkennbaren Mängeln bei Stellung und Biegung und auch bei der Anlehnung, aber im Gelände dann ein starker Auftritt, allerdings mit erstaunlichen 0,4 Strafpunkten auf der A-Phase. In den Hindernissen schnell unterwegs und hier in dieser Teilprüfung Platz 6 für den Mann aus dem Rheinland. Diesem Geländeauftritt im Donaueschinger Schlosspark folgte auch ein starkes Hindernisfahren mit nur 1,79 Strafpunkten und so kam er noch auf Platz 9 und wurde platziert. 

Erstaunliche Prämiere für Sebastian Hess. Der Zweispänner-Fahrer aus Baden zeigte eine mehr als ordentliche Dressur mit 53,56 Punkten wurde hier gegen die internationale Konkurrenz auf Rang 7 platziert. Der Geländeauftritt nicht brillant. Eines seiner Stangenpferde verweigerte etwas die Arbeit und so für ihn nur Platz 17 in dieser Teilprüfung, aber dann im Hindernisfahren wiederum ein ganz starker Auftritt mit nur einem Abwurf innerhalb der erlaubten Zeit. Und so war es am Ende der mehr als achtbare 12. Platz in der Kombi. Auch sein 4. Platz in der Einlageprüfung Jagd um Punkte war absolut ein Ausrufungszeichen. Und so kehrte der Zweispännerfahrer bei seinem ersten großen Vierspänner-Auftritt mit drei Platzierungen aus Donaueschingen nach Hause. Das macht seinem Team sicherlich Lust auf mehr. Ordentlich schlug sich auch Arndt Lörcher, der das Pech hatte, dass eins seiner Vorderpferde in der Dressur partout permanent seine Fähigkeiten im Galopp präsentierte und so die ganze Aufgabe dem Championatskaderfahrer der Zweispänner vermasselte.Im Gelände dann eine ordentliche Fahrt, die er mit Platz 13 abschloss. Allerdings dann im Hindernisfahren doch beachtliche 29,82 Punkte.

Was gab es sonst zu berichten aus Donaueschingen… Die Einlageprüfung Jagd um Punkte war spannend und für das Publikum hochinteressant. Jozsef Dobrovitz siegte bei den Pferden vor Ludwig Weinmayr, Mark Weusthof und wie schon erwähnt Sebastian Hess.
Bei den Ponys waren die Niederländer ganz vorne zu finden. Aart von de Kamp war mit 1790 Punkten hauchdünn vor seinem Landsmann Jan de Boer und dann kam mit Steffen Brauchle, Sven Kneifel und Thomas Köppen sowie Reiner Ochs eine deutsche Phalanx.
Mit Ramona Otto gab es eine einzige Amazone im Teilnehmerfeld bei den Pferden, die allerdings doch in allen drei Teilprüfungen große Probleme hatte, die gestellten Aufgaben einigermaßen zu bewältigen. Im Gelände schied die junge Dame, die von Hans-Jörg Hammann betreut wird, gleich im ersten Hindernis aus. Gott sei Dank ist da nicht mehr passiert, als die Pferde teilweise dort übereinander lagen.

Sebastian Hess war nur mit vier Pferden nach Donaueschingen angereist. Im VetCheck zeigte eines seiner Pferde eine deutliche Schwellung am Kopf. Eine Reinspektion für den nächsten Tag war angesagt. Um kein Risiko einzugehen wurde ein fünftes Pferd in Abstimmung mit der Jury geholt und am nächsten Morgen vorgestellt. Dieses Pferd stellte Georg von Stein zur Verfügung und einer aus dem Team von Georg von Stein fuhr noch am Abend des Eröffnungstages nach Hause und brachte das Pferd nach Donaueschingen. Eine Geste und eine Haltung, die sicherlich nicht alltäglich ist. 

Die Siegerehrung in Donaueschingen wie immer vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen. Allerdings hatten die Organisatoren den Zeitpunkt für die Marathonsiegerehrung deutlich zu knapp nach der Ankunft des letzten Pferdegespannes gewählt, so dass eine Regeneration und entsprechende Vorbereitung der Pferde für diese Siegerehrung den Teilnehmern kaum möglich war. Das sollte im nächsten Jahr anders gehandhabt werden.

Geprägt war dieses Wochenende und zwar insbesondere am Marathontag von einer überaus großen Zuschauerresonanz. Es gab an den Hindernissen insbesondere im Bereich des Wassers kaum ein Durchkommen für die Zuschauer. Am Sonntag spielte allerdings der Wettergott gar nicht mehr mit. Die Gespanne mussten sich durch einen ganz tief gewordenen Boden arbeiten. Schwerstarbeit insbesondere für die Stangenpferde. Die Organisation und auch die Jury stimmten einem Verzicht auf die Siegerrunde zur Schonung der Vierbeiner und des Bodens zu. Die Fahrer begrüßten diese Entscheidung.

Rudolf Temporini

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