14 September 2020

Lähdener Pferdetage 2020 – Spannung bis zur letzten Sekunde

Gleich vier Deutsche Meisterschaften im Programm der diesjährigen Lähdener Pferdetage mit dem nationalen Championat der Zweispänner Pferde und Ponys sowie dem der Vierspänner Pferde und Ponys. Dazu hatten die Organisatoren sich auch noch entschlossen, auch Einspänner einzuladen. Dies war eine Premiere denn so viele Anspannungsarten bei einer Veranstaltung hatte es noch nie bei Deutschen Meisterschaften gegeben.

Einspänner

Bei den Singles unterstrich einmal mehr Christoph Dieker seine derzeitige gute Form. Trotz des bei den Deutschen Meisterschaften in Schildau zugezogenen Handicaps einer Beinverletzung kam er in der kombinierten Wertung auf Platz 2 hinter der hochtalentierten und immer weiter in den Vordergrund fahrenden Marie Schiltz aus Luxemburg.

Die übrigen deutschen Einspännerspitzenfahrer traten direkt eine Woche nach den Deutschen Meisterschaften in Schildau dann in Lähden nicht mehr an. Insoweit ein deutlich überschaubares Starterfeld hier.


Marie Schiltz
Foto: Sonja Scharf

Zweispänner Ponys

Bei den Zweispänner Ponys erstmals der Titel für Nikola Louise Reinke, die mit ihren schicken Palominos schon mit einem 2. Platz in der Dressur aufhorchen ließ, nur knapp geschlagen von Rene Jeurink. Im Gelände fuhr die junge Dame aus dem hohen Norden Deutschlands souverän, sicher und sehr stilvoll einen 2. Platz nach Hause und übernahm danach die Führung in der Zwischenwertung. Im abschließenden Hindernisfahren ließ sie nichts mehr anbrennen; trotz Zeitüberschreitung für sie der Sieg in der Deutschen Meisterschaftswertung vor Carl Holzum und der jungen Nea-Renee Bonneß aus Berlin Brandenburg, die sich durch das bessere Ergebnis im abschließende Hindernisfahren noch hauchdünn vor Thomas Seitz platzierte.

Erfreulich bei diesem Ergebnis die Tatsache, dass alle drei Medaillenträger junge Fahrer sind, die aus dem Jugendbereich in den letzten Jahren hervorgegangen sind und sich nun fest in der deutschen nationalen Spitze etabliert haben.

Pech für Rene Jeurink. Er siegte in der Dressur mit tollen 43,25 Strafpunkten in diesem internationalen Starterfeld, fuhr ein durchgängig starkes Gelände, schied dann allerdings im letzten Hindernis aus, als er und seine Beifahrerin Marcella Meinecke von der verkanteten und anschließend umgekippten Kutsche stürzten. Die herrenlos im Galopp davonstürmenden Pferde, die hierbei auch noch eine Zuschauerin verletzten, konnten rasch wieder eingefangen werden. Die am Boden liegende Marcella Meinecke musste vom DRK behandelt werden, konnte dann aber humpelnd vom Platz geführt werden. Letztendlich ist aber niemandem etwas Ernsthaftes passiert.


Nikola Louise Reinke
Foto: Sonja Scharf

Zweispänner Pferde

Weltmeister der Zweispänner, seinen Erfolg aus dem letzten Jahr. In der Dressur musste er sich noch Lars Schwitte knapp geschlagen geben, aber im Gelände fuhr er eine Bestzeit nach der anderen, schob sich dann in der Wertung um die Deutsche Meisterschaft vor Lars Schwitte. Mit einer souveränen Nullrunde sicherte er sich erneut den Titel auch im Jahr 2020.

Lars Schwitte holte Silber, mit 15 Punkten doch schon deutlich dahinter. Bronze ging dann, auch hauchdünn geschlagen von Lars Schwitte, mit einem Rückstand vor nur 0,24 Punkten an Anna Sandmann, die den Stress der Doppelbelastung, zwei- und vierspännig zu fahren, offensichtlich locker wegsteckte.

Auf sich aufmerksam machte in Lähden Carola Slater-Diener, die in der Gesamtwertung auf einen 6. Platz kam und in allen drei Teilprüfungen sehr ansprechende Leistungen zeigte. Vielleicht ist ja mit der Exweltmeisterin in Zukunft wieder in der absoluten Spitze zu rechnen.


Sandro Koalick
Foto: Sonja Scharf

Vierspänner Ponys

Überschaubar das Feld der Vierspänner Ponys bei dieser Deutschen Meisterschaft. Der Top-Favorit Steffen Brauchle setzte sich mit Weile durch. Es nur gab ein kurzes Luft anhalten am Marathontag, als er in Hindernis 5 seine Beifahrerin verlor, kurz  anhalten musste und danach sichtlich etwas die Konzentration litt. Aber sein Vorsprung aus der Dressur und auch seine Top-Leistung im Gelände krönte er dann mit einer souveränen abschließenden Nullrunde im Hindernisparcours. Er scheint im Moment unschlagbar zu sein.

Michael Bügener, der Ex-Weltmeister von 2017, gewann das Gelände und wurde in der kombinierten Prüfung Zweiter. Niels Kneifel weiterhin gut in Form. Für ihn die Bronzemedaille, aber der Abstand zwischen den beiden Spitzenfahrern ist doch noch am Resultat erkennbar.


Steffen Brauchle
Foto: Sonja Scharf

Vierspänner Pferde

Nicht an Spannung zu überbieten war die Situation bei den Vierspänner Pferden. In dem international gut besetzten Feld setzte sich Boyd Exell mit einer überragenden Dressur gleich an die Spitze. Seine 30,08 Strafpunkte waren ein deutliches Signal an die Konkurrenz, auch in Richtung WM in Valkenswaard.

Wieder erfolgreich und erfreulich der Auftritt von Mareike Harm. Die Dressurspezialistin zeigte, wie schon in den Wochen zuvor, in Lähden eine ganz überragende Vorstellung im Viereck, und konnte sich mit 38,08 Strafpunkten auf dem 2. Platz positionieren. Ihre Pferde gingen wieder sehr losgelassen, harmonisch und mit viel Ausstrahlung.

Mit Christoph Sandmann und Georg von Stein folgten dann die üblichen Verdächtigen auf den weiteren Plätzen in der Dressur.

Bei Anna Sandmann lief es nicht ganz so gut. Sie fand sich auf Platz 9 wieder und war hiermit sichtlich unzufrieden.

Neben Boyd Exell waren noch zwei weitere australische Teilnehmer an den Start gegangen. Tor van den Berge ist natürlich hinreichend bekannt und hat auch schon mit guten Ergebnissen aufhorchen lassen. Neues Gesicht mit Elizabeth Lawrence. Allerdings wird letztere noch viel Training bei dem Weltmeister Boyd Exell in Anspruch nehmen müssen, um zu einem guten Mannschaftsergebnis der Australier bei der anstehenden WM beitragen zu können.

Der Geländetag war der Tag des Michael Brauchle. Endlich eine fehlerfreie und optisch schön anzuschauende Fahrt für den Mann aus Baden-Württemberg, der zunächst eine Bestzeit nach der anderen fuhr und bis zum Schluss dann im Gesamtergebnis vorne lag.

Dass Koos de Ronde ein exzellenter Geländefahrer ist, ist international bekannt. Auch in Lähden stellte es dies unter Beweis, aber Michael Brauchle zu schlagen, gelang ihm nicht, genauso wenig wie dem Hausherrn Christoph Sandmann, der praktisch fehlerfrei mit Top-Zeiten alle Hindernisse absolvierte.

Direkt dahinter reihte sich Georg von Stein ein, der in Hindernis 2 einige Probleme hatte, und auch im letzten Hindernis noch einen kurzen Steher.

Boyd Exell, der ja mit Weile nach der Dressur führte, hatte ein Absteigen eines Beifahrers in Hindernis 1, und dazu noch deutlichen Zeitverlust. Er fuhr in diesem Hindernis die drittschlechteste Zeit des gesamten Starterfeldes. Wann hatte es das schon einmal gegeben? Aber er blieb Dank seines komfortablen Vorsprungs aus der Dressur auf Platz 3 mit 2,99 Punkten hinter dem in der Zwischenwertung führenden Christoph Sandmann, und hauchdünn hinter Koos de Ronde.

Michi Brauchle hatte sich auf Platz 6 verbessert, und auch Mareike Harm zeigte eine sehr ordentliche Leistung im Gelände und lag in der Zwischenwertung auf Platz 5, knapp vor dem Geländesieger Michael Brauchle.

Die Geschichte des Hindernisfahrens ist schnell erzählt. Boyd Exell fuhr souveräne null Fehler innerhalb der erlaubten Zeit, wobei der Parcours auch nicht allzu schwer war. Christoph Sandmann verlor seinen 1. Platz in der internationalen kombinierten Wertung durch einen Abwurf am Kegelpaar 14. Deutliche erkennbares mitfühlendes Raunen beim Publikum, denn weitere Strafpunkte konnte er sich nicht leisten bei diesen geringen Abständen. Aber er brachte das Ergebnis dann letztlich doch nach Hause.

Georg von Stein hatte zuvor eine Nullrunde hingelegt und war damit 1/100 Strafpunkte hinter Christoph Sandmann. 3. Platz in der kombinierten Wertung und Silbermedaille, wie schon im letzten Jahr, für den Mann aus dem Odenwald.

Die Bronzemedaille holte sich Mareike Harm, bei der ein Bällchen fiel. Aber auch hier der Abstand zu Michi Brauchle hauchdünn mit 0,04 Strafpunkten.

Michael Brauchle war ohne Fehler im Parcours geblieben, aber hatte eine ganz leichte Zeitüberschreitung.


Christoph Sandmann
Foto: Sonja Scharf

WM Valkenswaard

Lähden war auch die zweite und letzte Sichtung für die im Oktober anstehende WM im niederländischen Valkenswaard. Keine Überraschung gab es bei der Nominierung. Mit Christoph Sandmann, Georg von Stein, Mareike Harm, Michael Brauchle, Anna Sandmann und Rene Poensgen stellte sich das Team fast von alleine auf. Reserve sind Dirk Gerkens und Markus Stottmeister.

Welche 3 Fahrer in den Niederlanden bei der WM fahren wird, entscheidet sich dann vor Ort. Jedenfalls scheinen die deutschen Fahrer in Topform zu sein.

Die Lähdener Pferdetage waren wieder einmal eine Werbung für den Fahrsport. Toll organisiert, viele unermüdliche und hoch engagierte Helfer begleiteten über die Turniertage das Geschehen. Eine rundum gelungene Deutsche Meisterschaft! Keine leichte Aufgabe in diesen schwierigen Zeiten.  Aber Lähden hat wie immer und nicht anders zu erwarten, alles mit Bravour gemeistert!

Bitte hier klicken für die Ergebnisse und die Fotos

Rudolf Temporini


Boyd Exell
Foto: Sonja Scharf

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