23 April 2020
Ad Aarts: ‘Versuchen, diese Zeit auf eine positive Weise zu nutzen’.
Ein Blick auf den niederländischen Fahrsport in Zeiten von Corona. In dieser unsicheren Zeit, in der Corona-Maßnahmen verlängert werden, es Turnierabsagen hagelt, scheint der Fahrsport zum Stillstand gekommen zu sein. Dennoch stimmt das nicht ganz, so hören wir vom niederländischen Nationaltrainer Ad Aarts.Ad Aarts erlebt die Corona-Krise hautnah. Seite Mutter starb vor kurzem an dem Virus. ‘Die Gesundheit steht im Vordergrund, aber die Leute wollen einfach wieder was machen. Und das möchte ich selbst auch’, sagt er. Die KNHS hat mitgeteilt, dass ab 28. April das Kadertraining wieder aufgenommen werden kann. ‘Dabei ist jedoch ein strenges Sicherheitsprotokoll zu beachten’, erläutert Ad. ‘Wir müssen erfassen, wer da ist, damit bei einer eventuellen Infizierung sofort klar ist, wer möglicherweise mit dem Virus in Berührung gekommen sein könnte.’
Video
Bislang waren organisierte Trainingsmaßnahmen untersagt, aber der Nationaltrainer blieb nicht untätig. ‘Da aber Einzelunterricht wohl erlaubt ist, sind bei mir zu hause die Privatstunden einfach weitergelaufen. Ich habe den Kontakt zu den Kaderfahrern aufrecht erhalten. Pferdeanlagen dürfen nicht besucht werden, aber sie haben mir Videos von ihrem Dressurtraining geschickt. Eigentlich hat das auch einen Vorteil, denn man kann sich Passagen auch noch einmal anschauen. Und so könnte ich sogar mittels einer Live-Videoverbindung Fernunterricht erteilen. Das wäre eine Option, allerdings kann man die Anweisungen dann nicht so direkt platzieren.’
Es ist dem Nationaltrainer aufgefallen, dass manche Fahrer die turnierlose Zeit richtig gut ausfüllen. ‘Es gibt Fahrer, die gerade jetzt neue oder junge Pferde ausbilden. Ich finde das einen sehr positiven und guten Ansatz. Denn man sollte in die Zukunft blicken.’
WM?
Wie sich die Turniersaison entwickeln wird, lässt nur schwer abschließend vorhersagen. ‘Wenn die Weltmeisterschaften abgesagt werden, ist der Druck vom Kessel,’ schätzt er die Lage ein. ‘Ich hoffe schon, dass die Weltmeisterschaften in diesem Jahr noch stattfinden. Wenn die Entwicklung bezüglich der Coronakrise dem jetzigen Trend folgt, könnte es noch klappen. Aber fraglich ist natürlich, in welcher Form das dann passieren wird. Die Vierspänner-WM würde vielleicht ans Ende der Saison verlegt. Dabei hängt es natürlich auch davon ab, was die Kommune vorgibt. Ob man die Veranstaltung genehmigt. Wenn die WM stattfinden würde, wäre es natürlich toll, wenn beispielsweise in Valkenswaard vorab noch ein Turnier ausgetragen werden könnte. Und ich bin gespannt, ob Beekbergen noch stattfindet. Man braucht natürlich schon ein paar Turniere zur Vorbereitung auf die WM. Der Turnierausrichter in Maasdijk (Niederländische Meisterschaften Ein- und Zweispänner Pferde, Red.) sieht die Chancen für das Turnier auf jeden Fall positiv. Das wäre wegen der späten Einspänner-WM erst im im September. Und ob die Einspänner-WM noch ausgetragen werden kann, hängt natürlich komplett von der Lage in Frankreich ab.’
Unklar
Es gibt viele Unwägbarkeiten und der Turnierkalender wird mit eventuellen Verlegungen ein wirkliches Chaos. ‘Deshalb ist es für alle schwer, Entscheidungen zu treffen,’ sagt Ad. ‘Ich kann mir vorstellen, dass, genau so wie zunächst beim Training, es anfänglich für Turniere auch ein Corona-Protokoll geben wird. Ein Ausrichter muss dann wahrscheinlich verschiedene Vorsorgemaßnahmen treffen. Ich denke da an blitzsaubere Toiletten, aber auch Regeln fürs Parken und Übernachten.’ Und wie sieht er Turniere ohne Publikum? ‘Ja, das ist auch nicht so einfach. Man hat bei einem Fahrturnier locker 100 ehrenamtliche Helfer. Wenn man die Teilnehmer und die Beifahrer usw. noch hinzuzählt, sind das schon eine Menge Leute…’
Die Social Distancing-Gesellschaft bereitet dem Trainer auch Kopfzerbrechen. ‘Ich hoffe, dass der Sport demnächst nicht zu sehr beeinträchtigt wird. Das könnte auf Kosten der Spontanität und des Spaßes gehen. Hoffen wir mal, dass sich die Lage bald wieder beruhigt.’
Kein WM-Jahr
Die Ponyfahrer und die Zweispänner haben ein WM-Zwischenjahr. ‘Ich hatte mich deshalb auch um die Zweispänner kümmern wollen, um an der Weiterentwicklung zu arbeiten. Und für die Ponyfahrer ist es sehr schade, dass das Turnier in Oirschot abgesagt wurde.’
Keiner weiß zurzeit, was passieren wird, es bleibt nebulös. Wir müssen was die WM-Veranstaltungen betrifft die FEI-Versammlung abwarten. ‘Es ist einfach sehr schade, dass es mit den Turnieren im Moment nichts gibt,’ sagt Ad. ‘Man möchte voraus, aber man wird ausgebremst. Ich hoffe, dass alle ihren Sport weiterhin betreiben können. Bei manchen läuft es mit ihrer Arbeitsstelle oder ihrem Unternehmen nicht rund.’
Tipps während der Corona-Krise
Welche Tipps gibt der Nationaltrainer den Fahrern mit auf den Weg? ‘Werdet nicht untätig. Schaut bereits in die Zukunft und macht euch geeignete Pläne. Investiert jetzt gegebenenfalls Zeit in ein neues Gespann. Manchen Fahrern fehlt die Herausforderung, da es keine Turniere gibt. Für sie ist zielorientiertes Trainieren jetzt schwer. Aber arbeitet an einem Trainingsziel. Sorgt dafür, dass ihr euren Trainer trefft. Einzelunterricht geht, oder arbeitet ansonsten mit Video. Und arbeitet weiterhin an den Grundlagen.’
Zum Schluss: ‘Ich hoffe, dass alle positiv und gesund bleiben. Denkt in Lösungsansätzen, schaut nach vorne und nutzt diese Zeit positiv.’
Foto: Esther Klok
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