19 Juli 2017
Aachen: Tagebuch Mittwoch
Nach der gestrigen spektakulären Eröffnungsfeier und einer wunderbaren Media Night beginnt der sportliche Ernst der Wettbewerbe am heutige Tag – die 1. Dressurprüfung des diesjährigen CAIO ist ein Warm Up; das Ergebnis zählt weder für die Nationenpreiswertung noch für die Einzelwertung.Boyd Exell
Foto: Rinaldo de Craen
Ein neues Gesicht im Richterhaus am Viereck mit der jungen ungarischen Richterin Zsuzsanna Mihok. Bereits gestern beim VetCheck war sie ein auffälliger Hingucker. Mit ihrem farbenfrohen und modernen Outfit brachte sie ordentlich optischen Schwung in das Richtergremium. Übrigens die Damen waren in diesem Jahr in der Majorität am Viereck – auch sehr selten bei internationalen Turnieren.
Mareike Harm machte den Anfang der deutschen Starter und legte ein ordentliches Ergebnis hin. Der Austausch eines Pferdes sollte sich bezahlt machen. Ihr Auftritt bis zur Hälfte der Dressur mit viel Go und Selbstbewusstsein vorgetragen; sehr erfreulich- in der 2. Hälfte allerdings verschenke sie mit kleineren Ungenauigkeiten eine durchaus mögliche noch bessere Platzierung. Aber ein super Ergebnis für die junge Dame aus Schleswig-Holstein mit Platz 6. Sie hat derzeit in Deutschland das qualitativ beste Dressurgespann. Michi Brauchle, der noch amtierende Europameister, war der nächste Deutsche im Viereck. Es lief nicht gut für den Baden Württemberger hier in der Soers am heutigen Tag. Die Stangenpferde voller Spannung; beim Rückwärtsrichten ein Steigen mit ganz viel Widerstand. Platz 24 bei 25 Teilnehmern spiegelte bei 61,06 Strafpunkten den misslungenen Auftritt wieder. Besser erging es dem Deutschen Vizemeister Georg von Stein. Auch er zu Beginn mit etwas Spannung in seinem Gespann; aber von Lektion zu Lektion wurde es besser. Immerhin Platz 10 in dieser Teilprüfung für ihn. Mit Spannung wurde der Auftritt des Deutschen Meisters Christoph Sandmann erwartet. Aber einige kleine Fehler summierten sich dann am Ende doch zu 54,78 Strafpunkten und lediglich Rang 13. Da wird das Team aus dem Emsland nicht ganz zufrieden gewesen sein. Der Auftritt von Rainer Duen erfreulich. Vermutlich sein bester in diesem Jahr. Einige Pferdeprobleme hatte es im Vorfeld gegeben; aber hier in Aachen, mit einigen Umstellungen im Gespann, lief es gut für den Mann aus Minden. Platz 16 und 55, 62 Strafpunkte gab es am Ende für ihn
Der Sieg ging an Boyd Exell. Wahrlich grundsätzlich eigentlich gar keine Überraschung und eher eine Randnotiz. An seine Dominanz hat man sich ja inzwischen gewöhnt. Und doch gab es einige Diskussionen. Denn etwa in der Mitte der Aufgabe vertrat sich ein Pferd aus seinem Viererzug in einer Wendung. Die Folge davon waren deutlich Taktunreinheiten in den folgenden Lektionen. Viele Betrachter am Viereck warteten auf die Glocke von Chefrichter Dr. Christ. Aber nichts dergleichen geschah. Glück für den Seriensieger aus Australien. Mit 36,99 Strafpunkten sein Vorsprung, trotz des beschriebenen Vorfalls, schon recht deutlich. Der von Michale Freund betreute US-Amerikaner kam auf 41.28 Punkte und lag damit hauchdünn vor dem Niederländer Ijsbrand Chardon, der 41,86 Strafpunkte auf seinem Konto hatte. Der holländische Ausnahmefahrer hatte Pech mit dem Wetter. Ein lange Zeit hing ein angekündigtes Unwetter über dem Stadion hier in Aachen und als man glaubte, dass es vorbeizieht, kam es dann doch mit voller Wucht just in dem Moment als Chardon einfuhr. Es goss wie aus Kübeln. Schwere Bedingen für den Fahrer und die Pferde. Aber mit sonnigem Gemüt steckte der Niederländer diese schwierigen Rahmenbedingungen weg. Nach dem Schlussgruß bei der Ausfahrt über die Mitteilinie trotz der Wettersituation strahlende Gesichter des ganzen Teams. Heute Abend wird Georg von Stein sein Talent als Koch zeigen. Odenwälder Schnitzelabend ist angesagt. Man darf gespannt sein.
Rudolf Temporini