19 Juli 2018

CAIO Aachen 2018

In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich nichts daran geändert: Aachen ist, neben den Weltmeisterschaften, das Non plus Ultra für jeden Fahrer mit Ambitionen – vielleicht sogar in einigen Bereichen noch höher einzuschätzen als die Championate. Die Startplätze sind heiß begehrt. Pro Nation werden auch nur drei Tickets vergeben. Alleine die Deutschen haben den Heimvorteil und können normalerweise fünf Gespanne entsenden.

Anna Sandmann
Foto: Marie de Ronde-Oudemans

In diesem Jahr wurde von den Aachener Organisatoren sogar noch ein 6. Startplatz bereitgestellt, der einem talentierten deutschen Nachwuchsfahrer zukommen sollte. Bundestrainer Karl Heinz Geiger und auch der Ausschuss einigten sich wie erwartet und nominierten die hoch talentierte Tochter von Christoph Sandmann. Anna Sandmann hatte im letzten Jahr bei der Zweispänner-WM im slowenischen Lipica mit dem 8. Platz brilliert und sich in diesem Jahr mit dem besten Vierspänner aus dem Stall Sandmann deutlich in der internationalen Vierspännerszene in den Vordergrund gefahren. Zugute kam ihr dabei die Verletzung ihres Vaters Christoph, der einige Wochen durch eine beim Hindernisbau erlittene Verletzung am Arm ausfiel. Anna nutzte ihre Chance und holte mit den besten Pferden ihres Vaters Top-Platzierungen gegen internationale Konkurrenz.

Ein weiterer deutscher Fahrer freute sich sehr über seine Premiere bei dem diesjährigen CAIO. Der Baden-Württemberger Sebastian Hess konnte sich in einer internen Qualifikation bei dem Turnier in Riesenbeck ganz hauchdünn um 1/100 Punkt gegen seinen Konkurrenten Rene Poensgen durchsetzen.

Zum Auftakt vor Beginn der Fahrprüfungen gab es für die deutschen Fahrer über zwei Tage einige Trainingseinheiten mit dem australischen Multi-Champion Boyd Exell. Trotz dessen kürzlich erlittenem Knöchelbruch wurde im direkten Vorfeld von Aachen intensivst geübt und trainiert.

Dienstag dann der obligatorische Vet-Check, der in sehr entspannter Atmosphäre positiv für alle deutschen Teilnehmer verlief. Mannschaftstierärztin Mathilde Pluim hatte alle Kandidaten im Vorfeld intensiv gecheckt.

Im Hinblick darauf, dass der mehrfache Deutsche Meister Christoph Sandmann die besseren Pferde seiner Tochter überlassen hatte, wurden für den Nationenpreis Mareike Harm, Michael Brauchle und Georg von Stein nominiert. Für Christoph Sandmann eine ungewohnte, aber in diesem Falle nachvollziehbare Entscheidung.

Anders als in den Jahren zuvor musste Bundestrainer Geiger seine Teamzusammenstellung schon vor dem Vet-Check benennen.

Mittwoch dann der erste Dressurtag mit dem Preis der Fa. Horsch. Diese Dressur war nur eine Einlaufprüfung und floss nicht in die Wertung zum Talbot-Preis oder in die Einzelwertung ein. Der Sieg ging wenig überraschend an den Australier Boyd Exell, der mit deutlichem Vorsprung seinen amerikanischen Dauerkonkurrenten Chester Weber und den mehrfachen Weltmeister Ijsbrand Chardon auf die weiteren Plätze verwies. Mareike Harm mit 48,06 Strafpunkten beste Deutsche auf Platz 7 im Rahmen der Erwartungen. Georg von Stein einen Platz dahinter nach exzellenten Trainingseindrücken mit durchaus noch etwas Luft nach oben. Anna Sandmanns erster Auftritt in der Soers mit Rang 11 und 54,53 Strafpunkten aller Ehren wert. Nicht zufrieden mit seiner Leistung und insbesondere der eines seiner Vorderpferde Christoph Sandmann, der sich auf Rang 16 wiederfand. Aber hier war die Erwartungshaltung im Hinblick auf sein Gespann sicherlich auch nicht allzu hoch.

Eine ansprechende Leistung zeigte Debütant Sebastian Heß. Seine beste Dressurleistung in diesem Jahr; allerdings hielt das Richterkollegium sich mit erkennbarem Lob noch etwas zurück.  Dem Gespann von Michi Brauchle merkte man den Ausfall eines seiner Top-Pferde schon an.


Sebastian Hess
Foto: Marie de Ronde-Oudemans

Auch am Donnerstag wieder strahlender Sonnenschein über der Aachener Soers. Gute Stimmung und ein zahlreich erschienenes Publikum, das mit Applaus bei den Fahrern nicht geizte, als es beim Preis der Martello Immobilienmanagement GmbH & Co. KG um die beste Ausgangsposition für die Einzel- und Nationenpreiswertung ging. Der Sieg ging – wirklich wenig überraschend – wieder einmal mehr an den Australier Boyd Exell, der mit rund sieben Punkten Vorsprung auf den immer stärker werdenden Franzosen Benjamin Aillaud diese Prüfung für sich entschied. Auf den weiteren Plätzen mit Chester Weber und Ijsbrand Chardon die üblichen Verdächtigen. Stark wieder einmal mehr Mareike Harm auf Platz 6; auch ihr Mannschaftskollege Georg von Stein mit Platz 8 und 49,55 Strafpunkten überzeugte. Diese großartigen Ergebnisse der beiden sorgten dafür, dass in der Nationenpreiswertung das Deutsche Team mit geringem Abstand hinter den Holländern nach der Dressur auf Platz 2 rangierte. Das hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Insoweit sah man auch bei Equipechef Fritz Otto Erley und Cheftrainer Karl Heinz Geiger zufriedene Gesichter.

Auch Sebastian Heß und Anna Sandmann überzeugten mit ihren Dressurvorstellungen. Dieser Dressurtag hat aus deutscher Sicht Spaß gemacht.

“Wenn man am Samstag vorne sein will, muss man etwas riskieren. Es wird eine ganz, ganz schwere Marathonfahrt werden. Aber wir sind eben in Aachen, und dort kann man dies auch erwarten“, so die Einschätzung von Mannschaftsfahrer Georg von Stein im Hinblick auf die 2. Teilprüfung in der Einzelwertung und für den Nationenpreis am Samstagnachmittag.

Rudolf Temporini

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