27 August 2017
Göteborg: Tagebuch Samstag
Ausnahmezustand im Slottsskogen City Park, ca. fünf Kilometer von den Stallungen entfernt. Hier fand eine spektakuläre und bis zum letzten Starter hochspannende Marathonfahrt statt.Christoph Sandmann
Foto: Krisztina Horváth
Die Organisatoren haben einen Riesenaufwand betrieben, um die längere Anfahrt für die Teilnehmer möglichst pferdegerecht zu gestalten. Eine abgesperrte Trasse führte durch die Stadt über mehrere Kilometer direkt zum Slottsskogen City Park. Einige Straßen mit Kopfsteinpflaster waren sogar extra mit einer dicken Sandschicht versehen worden, und wie immer standen dutzende von freundlichen Helfern bereit und hielten die abgesperrten Passagen für die Gespanne frei von Autos und Passanten.
Tausende Schweden strömten in den Park. Freundliche Volksfeststimmung überall. Picknickkörbe wurden ausgepackt und Decken ausgebreitet. Ein familienfreundliches Happening rund um den Fahrsport. Drohende schwarze Wolken am Himmel verzogen sich immer wieder und es blieb Gott sei Dank trocken.
Aufgrund der Zuschauermassen gab es an den Hindernissen fast kein Durchkommen. Der Veranstalter hatte aber verschiedene riesige Bildschirmwände aufgestellt, auf denen man die Fahrten der Akteure gut verfolgen konnte. Fritz Otto-Erley verbrachte die gesamte Zeit in einem eigens für Equipechefs aufgestellten Zelt, wo auf kleinen Monitoren die Fahrten und die jeweiligen Ergebnisse der Fahrer verfolgt werden konnten. Zusätzlich informierten Mathilde Pluim und Arno Fischer die beiden Trainer Geiger und Exell über die gewählten interessanten Fahrvarianten der Konkurrenten in den einzelnen Hindernissen. Zusammen mit den Ergebnissen vom Equipechef waren so die Trainer immer up to date und konnten die von Ihnen betreuten Fahrer immer aktuell informieren und entsprechend taktisch einstellen.
Die Ausgangslage und das Ziel der deutschen Mannschaft waren klar. Der Rückstand auf die nach der Dressur führenden Niederländer sollte verringert werden. Die Erwartungen ruhten natürlich auf den Schultern der beiden Geländespezialisten Sandmann und von Stein. Zunächst setzte Jerome Voutaz Maßstäbe. Permanent super Zeiten des Schweizers mit seinen eher unscheinbaren kleinen Freibergern. Ganz eng blieb der Geländespezialist an den einzelnen Elementen und fuhr so diverse Bestzeiten, die ganz bis zum Schluss Bestand hatten. Er gewann als 2. Starter diese schwere Geländefahrt. Eine Top-Leistung!
Leichtes Aufatmen, als die Belgier de Grieck und auch Glenn Geerts schwächere Zeiten fuhren. Von dort drohte also dem deutschen Team eher weniger Gefahr. Georg von Stein war der erste Deutsche, der auf die Strecke ging. Sein Beginn in den ersten Hindernissen eher schleppend, aber dann drehte der mehrfache Deutsche Meister doch mächtig auf. In der Endabrechnung Platz 6, und in der kombinierten Prüfung dann Platz 5.
Koos de Ronde fuhr zum Glück sehr unterschiedliche Zeiten. Mal ganz schnell, und dann wieder eher mit einem schwächeren Ergebnis. Er reihte sich hinter Georg von Stein ein.
Christoph Sandmann fuhr gewohnt sicher und schnell. Zwar keine Bestzeit, aber immer ganz nah an den Spitzenzeiten. Er belegte in der Endabrechnung dieser Marathonfahrt Rang 3.
Jetzt wartete das deutsche Lager gespannt auf die Auftritte der beiden letzten Niederländer Timmermann und Chardon. Letzterer war ganz stark unterwegs. In allen Hindernissen, mit Ausnahme des vierten, absoluten Spitzenzeiten. In der Endabrechnung für ihn Platz 2 hinter Voutaz.
Deutlich schwächer sein Mannschaftskollege und Dressursieger Timmermann. Er kam auf Platz 9 in dieser Marathonfahrt. Der neue, in der Gesamtwertung Führende vor dem morgigen abschließenden Hindernisfahren heißt jetzt Chardon vor dem Belgier Simonet, der mit Platz 4 an diesem Tag sein großes Können wieder einmal unter Beweis stellte. Danach dann schon Christoph Sandmann derzeit auf einem Bronze-Rang. Georg von Stein auf Platz 5. Die Abstände der Spitzenfahrer sind nicht allzu groß.
Mareike Harm fuhr einen gewohnt sicheren Marathon, ohne jedoch in den Kampf um die Spitzenplätze eingreifen zu können. Aber das hatte man von der einzigen Amazone der Weltklasse im deutschen Lager auch nicht erwartet. In der kombinierten Prüfung liegt sie nunmehr auf einem beachtlichen 10. Platz.
In der Nationenpreiswertung hat sich an der Spitze nach diesem aufregenden Marathontag nicht viel geändert. Durch die Top-Leistung von Chardon führen die Niederländer mit 6,97 Punkten vor dem deutschen Team. Die Belgier auf Platz 3 mit über 13 Punkten Abstand auf Deutschland. Es wird einen spannenden Abschlusstag am morgigen Sonntagvormittag geben.
Am heutigen Abend wurden die Fahrer mit Begleitperson und einige Offizielle vom Veranstalter in das Hardrock-Café zu einem Empfang geladen. Vermutlich wird er Abend dann wieder am Hänger von Team Sandmann ausklingen. Volle Konzentration auf den entscheidenden morgigen dritten Wettkampftag ist angesagt.
Rudolf Temporini