18 August 2021
Wie geht es eigentlich…….Horst Schepper?
Im Fahrsport gibt es eine große Anzahl von Personen, die in der Vergangenheit im Sport aktiv waren und viel für den Sport bedeutet haben. Hoefnet macht sich auf die Suche nach einigen dieser Koryphäen, um sie zu fragen, wie es ihnen jetzt geht. In dieser Folge hat Horst Schepper das Wort.Der fünfmalige WM-Teilnehmer und zweimalige Vize-Weltmeister Horst Schepper (1961) nahm zwischen 1991 und 2001 erfolgreich an den Zweispänner-Weltmeisterschaften für Pferde teil. Bei der WM 1991 in Zwettl (Österreich) und bei der WM 1993 in Gladstone (USA) wurde Horst Schepper jeweils Mannschafts-Vizeweltmeister. In Gladstone gewann Horst Schepper hinter Georg Moser und Vilmos Lazar in der Einzelwertung auch die Bronzemedaille. Bei der WM 1995 in Poznan wurde er hinter Weltmeisterin Mieke van Tergouw und vor Patrick Greffier Vize-Weltmeister.
Podium WK 1995 Poznan Horst Schepper, Mieke van Tergouw, Patrick Greffier. Foto Werner Huebner
Nationalen Titel
Seinen ersten nationalen Titel hatte Horst Schepper 1993 bei der Deutschen Meisterschaft in Dresden-Wilsdruff vor August Gründker und Ludger Heeke gewonnen. Ein Jahr später hatte er diese „Glanzleistung“ im südbadischen Meißenheim wiederholt. In Baden-Württemberg war Horst Schepper zwischen 1991 und 2006 fünf Mal Landesmeister der Zweispänner. Mit dem Gewinn des Landes-Titels 2006 verabschiedete er sich aus dem Zweispänner-Sport. Mit seinen WM-Erfolgen war Horst Schepper ein würdiger Nachfolger seines Landsmanns Friedrich Eppinger.
Aussiedlerhof
Schon sieben Jahre vor der Beendigung seiner Karriere als Zweispännerfahrer hatte Horst Schepper mit seiner Frau Silvia 1999 den damals 90 Hektar großen Aussiedlerhof mit Pferdezucht, Ferienreiten und Pferdepension übernommen, den sein Vater Gottlob Schepper (1932 bis 2008) mit seiner Frau Doris Anfang der 1970er Jahre als Milchviehbetrieb mit Pferdezucht aufgebaut hatte. Den vom Vater 1973 auf der Basis einer Württemberger Warmblutzucht begonnenen Schul- und Ferienbetrieb mit bis zu 60 Pferden und mehreren Ponys führte Horst Schepper fort. Er konzentrierte sich aber bald ausschließlich auf die Zucht und Haltung von Pferden und den Ferienbetrieb.
Selbst die Pferde beschlagen
„Für den Fahrsport habe ich schon lange keine Zeit mehr“, berichtet Horst Schepper bei einem Besuch im Juli 2021. „Die Arbeit auf dem Hof hatte schon immer Vorrang. In der Corona-Zeit mussten wir dann die gesamte Arbeit mit noch weniger Kräften erledigen. Das blieb nicht ohne Auswirkungen.“ Schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten Horst Schepper und sein ältester Sohn Matthias (34) alle Pferde selbst beschlagen. „Ausschneiden und Beschlagen haben wir beide gelernt. Das können wir alles selbst erledigen. Wenn wir bei jedem der 200 Pferde den Schmied holen müssten, liefe das ordentlich ins Geld. Durch die Corona-Beschränkungen sind uns Einnahmen weggebrochen. Wir durften keine Reitkurse für Kinder und Jugendliche mehr anbieten. Unsere für den Ferienreitbetrieb ausgebildeten Ponys konnten wir deshalb aber nicht einfach stilllegen. Wir haben sie behalten und durchgefüttert und hoffen, dieses Jahr wieder Kurse anbieten zu können.“
WK Gladstone 1993. Foto Werner Huebner
Sohn Matthias
Gespannfahren hatte es auf dem Hof schon unter Horst Scheppers Vater Gottlob gegeben. Horst Schepper setzte diese Tradition als Dreizehnjähriger fort. Auch Sohn Matthias, seit 2005 geprüfter Pferdewirt Zucht und Haltung und seit 2010 Pferdewirtschaftsmeister, war eine Zeit lang als Zweispännerfahrer sportlich unterwegs und startete bei Landesmeisterschaften und Deutschen Meisterschaften. Nach Beendigung seiner Ausbildung auf dem Gestüt Birkhof gründete Matthias Schepper 2006 auf dem elterlichen Hof einen Ausbildungsbetrieb. In dem werden eigene und fremde Stut- und Hengstfohlen in Gruppen in großen Laufställen mit Weidegang aufgezogen und Hengstanwärter auf Körungen und Leistungsprüfungen vorbereitet. Unter den vielen Kandidaten, die Matthias Schepper immer wieder selbst vorstellt, finden sich Sieger und Reserve-Sieger, die bei Auktionen sehr gute Preise erzielen. Erfolgreich hat sich zudem die von ihm angebotene Ausbildung und Vorbereitung von Stuten und Jungpferden auf Leistungstests, auf Zuchtwettbewerbe und Championate entwickelt. Gut entwickelt hat sich auch seine eigene Pferdezucht. Zum Fahren hatte auch Matthias Schepper dann keine Zeit mehr. Zu seiner Hochzeit am 17. Juli 2021 in der Sankt Georgs-Kirche in Böhringen ließ er sich aber standesgemäß in einem Zweispänner fahren.
Matthias Schepper. Foto Stefan Bischoff
Hervorragende Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn
In der ihrer gemeinsamen Zucht setzen Horst und Matthias Schepper hoch erfolgreich auf Embryo-Transfer und internationale Genetik. Mit dieser Methode ermöglichen sie auch erfolgreichen Reitern und Züchtern, so früh wie möglich Nachwuchs aus Top-Pferden zu bekommen. Die erfolgreiche Vermittlung und der Verkauf – immer häufiger über Online-Auktionen und Online-Präsentationen – haben sich zu einem weiteren Schwerpunkt auf dem Schepper-Hof entwickelt. In dieser Szene sind Vater und Sohn auch international gut vernetzt. Die Grenze zwischen dem Betrieb des Vaters und dem des Sohnes ist noch fließend. „Mir gehört noch alles“, betont Horst Schepper. „Alles läuft noch unter meinem Namen. Matthias darf aber machen, was er für richtig hält. Damit haben wir beide kein Problem.“
WK Riesenbeck. Foto Waltraut Bischof
Fünf Kinder
Wie Matthias Schepper hat sich auch seine Schwester Anna-Lisa (24) den Pferden verschrieben. Anna-Lisa hat ihre Ausbildung ebenfalls auf dem Gestüt Birkhof der Familie Casper bei Donzdorf absolviert. Seit sechs Jahren arbeitet sie dort als Ausbilderin von Pferden, die sie hoch erfolgreich selbst bei Championaten und Turnieren vorstellt. Ihre drei Geschwister Stefanie (33), Florian (32) und Tobias (21) haben sich außerhalb der Pferdeszene etabliert.
Nicht nur teilnehmen
Als Horst Schepper in den Fahrsport einstieg, hatte auch er das Ziel, seine im Sport erfolgreiche Pferde zu vermarkten. Als Mitglied der „aufstrebenden international jungen Garde der Zweispänner“ gelang ihm das bald. „Auch deswegen wollte ich bei Turnieren immer vorne dabei sein. Nur mitfahren, war mir zu wenig. Trotz knapper Zeit bin ich deshalb auch auf großen Turnieren gestartet, selbst wenn die weit weg lagen.“ Als gute Voraussetzung für das turniermäßige Fahren erwies sich, dass Horst Schepper schon als 17-jähriger das Fahrabzeichen erworben hatte. Auch das häufige Fahren mit Gästen und das Einfahren junger Pferde trugen dazu bei. Die von Vater Gottlob gezogenen Württemberger bewährten sich im Sport. Die bei Weltmeisterschaften eingesetzte Tiffany von Tumbled xx/Schanzer hatte Vater Gottlob Schepper 1981 als Fohlen auf dem Riedlinger Markt von Züchter Kurt Schlecker (Emerkingen) erworben. Über ihre Töchter Sinfonie von Star de France und Gloria von Gardez wurde Tiffany Begründerin einer erfolgreichen Linie. An diesen Kauf erinnert sich Horst Schepper heute noch sehr gut: „Als wir vom Markt nach Hause kamen, stand unser Hof in Flammen und brannte vollständig ab. Bis heute ist die Brandursache unklar. Unseren heutigen Hof mussten wir danach völlig neu aufbauen.“ Auch heute wird auf dem Hof noch viel gebaut – überwiegend in Eigenarbeit. Zu einer Werkstatt haben sich eine Reithalle, ein Saison-Stall, eine Stroh-Lagerhalle, eine Geschirrkammer und ein Wohnhaus für die siebenköpfige Familie gesellt. Aktuell in der Planung ist der Bau von zwei großen Offen-Hallen mit Auslauf für Stuten und Fohlen.
Luchtfoto Schepperhof Böhringen
Wenig Zeit zum Trainieren
Pferde zum Fahren hatte es auf dem Schepperhof zwar immer genug gegeben, aber auch wegen der Bauarbeiten hatte es oft an der Zeit gefehlt, sie für Wettkämpfe zu trainieren. Zudem hatte die Arbeit in der Landwirtschaft immer Priorität. In der Erntezeit konnte Horst Schepper oft kaum vor 22 Uhr mit dem Gespann-Training beginnen. „Manchmal reichte nur zu ein paar Runden über den Hof.“
Scheppers Gespanne waren vielleicht auch deswegen am besten im Gelände und im Parcours. „In der Dressur gingen manche leider nicht immer so konzentriert, wie ich das gerne gehabt hätte“, sagt er in der Rückschau. „Im Viereck ließen sich einige oft schon durch ein für sie fremdes Geräusch ablenken. Trotzdem war ich in der Dressur fast immer unter den zehn Besten. Darauf bin ich stolz. Wer nur in einer Disziplin herausragend ist, schneidet in der Kombination meist nicht gut ab. Mir war es immer wichtig, in allen drei Disziplinen gut zu sein.“
Marbach 1991. Foto Jean Christen
Wiedersehen bei der WM in Kronenberg
Text: Eberhard Platz
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