10 August 2020
Lähden: Erste Hinweise in Richtung Weltmeisterschaften Ein- und Vierspänner
Die allgemeine schwierige Coronasituation und eine fast erdrückende Hitze mit Temperaturen von durchgehend über 30 Grad konnte die routinierten Verantwortlichen der PSG Läden nicht davon abhalten - wieder einmal - ein wunderbares Turnier auf die Beine zu stellen. Es gab beste Rahmenbedingungen für alle. Wirklich ganz großes Kompliment an alle Beteiligten. Das Hygienekonzept war durchdacht und die Zuschauer wurden durch den Moderator intensiv und auch erfolgreich an die bestehenden Hygienevorschriften erinnert.In einer Saison, in der alles anders ist als geplant und wir gewohnt es sind, war Lähden sowohl für die Einspänner als auch die Vierspänner die 1. Sichtung in Richtung Weltmeisterschaften der Einspänner im französischen Pau Ende Oktober bzw. für die der Vierspänner in Valkenswaard Mitte Oktober.
Im Hinblick auf die hohen Temperaturen wurde am Marathontag das Gelände leicht entschärft. Eine nachvollziehbare und sinnvolle Entscheidung, die sich bewährte.
Foto: Miriam Schierbaum
Einspännern
Bei den Einspännern zeigte sich Bundetrainer Eckardt Meyer mit den Leistungen seiner WM-Kandidaten durchweg zufrieden. „Alle haben ansprechende Leistungen, mit vielleicht kleineren punktuellen und auch überraschenden Schwankungen im Hindernisfahren, gebracht. Ich bin im Großen und Ganzen sehr zufrieden mit dem, was ich hier in Lähden gesehen habe. Fokko Straßner hat sich gut in den Vordergrund mit seinen beiden Siegen in der Dressur und auch dem Sieg in der Kombi geschoben. Aber nach der DM Schildau Anfang September werden wir klarer sehen. Noch sind alle Kandidaten gut im Rennen“.
Garanten für Nullrunden
Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen. Diese punktuellen Schwankungen im Hindernisfahren, die der Bundestrainer erwähnte, bezogen sich insbesondere auf Anika Geiger und Routinier Dieter Lauterbach. Beide sind üblicherweise Garanten für Nullrunden im Hindernisparcours, aber patzten überraschend. Der Parcours wirkte sicherlich nicht sehr schwer; vor allem die Zeitvorgabe mehr als großzügig. Aber vielleicht bewirkte dieser Umstand doch nachlassende Konzentration bei dem einen oder anderen Teilnehmer.
Damentrio
Gesamtsieger Fokko Straßner aus Schillerslage glänzte mit seinem 11-jährigen Hannoveraner „Stradivari“ insbesondere in der Dressur. Der ehemalige Jugendeuropameister überzeugte bei seinem Kombisieg aber auch in den anderen Teilprüfungen. Jens Motteler überzeugte bei seinem 3. Platz, wie schon vor einigen Wochen in Bühl, insbesondere im Gelände und im Hindernisfahren. Klaus Tebbe, der schon Teilnehmer bei Weltmeisterschaften in der Vergangenheit war und sich im letzten Jahr ziemlich rar gemacht hatte, meldete mit seinem 2. Platz in der Endabrechnung deutliche Ansprüche auf ein WM-Ticket an. Dass mit den Eheleuten Lauterbach mit all ihrer Routine zu rechnen sein würde, war klar. Nur mit den 6 Fehlerpunkten im Hindernisparcours für den Ex-Weltmeister und mehrfachen Deutschen Meister mit seinem Routinier Dirigent hatte wohl niemand gerechnet, am wenigsten der Fahrer selbst.
Es bleibt spannend bei den Einspännern mit Blick auf die 2. und letzte Sichtung bei der DM in Schildau Anfang September. Mit Jessica Wächter, Marie Tischer und auch Anika Geiger folgt auf den weiteren Plätzen ein durchaus zu beachtendes Damentrio, das in dieser Besetzung immerhin bei der WM-Generalprobe in Pau im letzten Jahr den Nationenpreis für Deutschland gewann.
Jessica Wächter
Foto: Miriam Schierbaum
Vierspännern
Nicht ganz so spannend die Situation bei den Vierspännern. Hier sind die Rollen deutlich klarer verteilt als bei den Singles. Dass in Lähden der australische Multichampion Boyd Exell sich den Sieg holte, war nicht wirklich eine Überraschung; aber der Abstand mit nur 3 Punkten zum zweitplatzierten Georg von Stein war doch nicht so deutlich wie gewohnt. Der mehrfache Deutsche Meister aus Hessen überzeugte in allen 3 Teilprüfungen, wobei in der Dressur der Bundestrainer Charly Geiger sicherlich noch Verbesserungspotenzial gesehen haben wird. Sein rechtes Stangenpferd überzeugte nicht in allen Lektionen bezüglich Anlehnung auf Aufrichtung. Aber die vergebenen 45 Strafpunkte der internationalen Jury sollten ihm Selbstbewusstsein geben. Dieses Selbstbewusstsein demonstrierte er mit einem fulminanten Auftritt und Platz 1 im Gelände und einer abschließenden Nullrunde im Parcours. Christoph Sandmann ließ einmal mehr seine internationale Klasse aufblitzen. Starke Dressur mit 44,78 Strafpunkten, Platz 2 im Gelände und auch eine abschließende Nullrunde. Chapeau für diese Leistung, denn er war wie immer in Lähden ein ständig gefragter Organisator, der dann auch noch für das gut funktionierende Hygienekonzept verantwortlich war.
Der für Österreich startende Daniel Schneiders überzeugte insbesondere im Gelände und im Hindernisfahren. Das beherrscht er immer noch meisterlich.
Boyd Exell
Foto: Fotokunst Lindsay
Zu kleine Schleife
Dass Mareike Harm tolle Dressuren fahren kann, ist allgemein bekannt. Ihre Vorstellung überaus harmonisch mit wunderbaren Übergängen und ausdruckstarken Pferden. Es war eine Freude, die einzige Weltklasse-Amazone bei den Vierspännern im Viereck zu sehen. Im Gelände lief es leider nicht so rund für die Fahrerin aus der Nähe von Bad Segeberg. Michi Brauchle mit verbesserter Dressur und auch endlich mit einem Viererzug, der optisch durch ein einheitliches Bild überzeugt. Im Gelände wie immer sehr forsch auf Sieg fahrend, war der Traum vom 1. Platz aber in Hindernis 2 bereits beendet. „Eine Schleife war zu klein von mir gelegt. So konnten sich die Vorderpferde nicht einigen, ob sie nun rechts oder links am Pfosten vorbeilaufen“ Der Zeitverlust war zu groß für den Championatskaderfahrer bei diesem Vorfall, um noch nach ganz vorne zu kommen.
Nicht zufrieden wird sicher Anna Sandmann gewesen sein. Dressur noch topp; aber im Gelände und auch im Hindernisfahren kein zufriedenstellendes Ergebnis für die hochtalentierte und ehrgeizige Tochter des Hausherrn.
Christoph Sandmann
Foto: Fotokunst Lindsay
Anspruch auf das 6. WM-Ticket
Bei sechs möglichen Startern bei der WM in den Niederlanden ist im Moment nicht zu erwarten, dass den Fahrern aus dem Championatskader aus dem B-Kader noch echte Konkurrenz erwächst. Rene Poensgen meldete mit seinen Auftritten durchaus Anspruch auf das 6. WM-Ticket an. Wobei der Aktivensprecher aus der Nähe von Aachen in Lähden die Hiobsbotschaft bekam, dass sich ein hoffnungsvolles Nachwuchspferd in der Führanlage zu Hause ganz erheblich an der Zunge verletzte mit ungewissem medizinischem Ausgang.
Georg von Stein
Foto: Miriam Schierbaum
Ponys und Zweispänner Pferde
Bei den Zwei- und Vierspänner-Ponys und auch den Zweispänner-Pferden gab es überschaubare Starterfelder in Lähden. Diese Anspannungsarten haben kein Championat in diesem Jahr.
Bei den VierspännerPonys hieß das Duell amtierender Weltmeister Steffen Brauchle gegen Exweltmeister Michael Bügener. Der amtierende Weltmeister entschied dann dieses Duell auf Grund einer sehr starken Dressur trotz des Absteigens eines Beifahrers im Gelände gegen seinen Vorgänger mit 10 Punkten Vorsprung dann doch recht deutlich.
Bei den Zweispänner Ponys hatte Rene Jeurink zum Schluss die Nase zwar nicht bei den Punkten in der Kombi vorne; aber in der Endabrechnung war er bei Punktgleichheit vor Carl Holzum auf Grund des besseren Geländeergebnisses platziert.
Überschaubare Starterfelder auch bei den Zweispänner Pferden. Der Sieg ging an den holländischen Geländespezialisten Raymond Letteboer vor der Dressursiegerin Anna Sandmann und Max Berlage. Auf Letzteren wird man in Zukunft achten müssen. Der Umstieg von den Ponys zu den Pferden scheint dem talentierten Fahrer nahtlos gelungen zu sein.
In rund fünf Wochen treffen sich die deutsche Fahrerelite und auch internationale Spitzenfahrer erneut in Lähden. Deutsche Meisterschaften der Vierspänner- Pferde und Ponys sowie der Zweispänner Pferde und Ponys werden dort am Wochenende 13. September im Rahmen eines 3 *** CAI ausgetragen.
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Rudolf Temporini
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