24 September 2018
Tryon 2018: Tagebuch Sonntag, 23. September
Wieder ein enttäuschender Tag aus deutscher Sicht. Christoph Sandmann musste als erster Fahrer überhaupt in den Parcours, denn durch sein Ausscheiden in der Geländefahrt war er aus der Wertung gefallen und machte sozusagen den “Testfahrer“ für die nachfolgenden Fahrer.Dass der Parcours schwer sein würde, war im Vorhinein allen Beteiligten klar. Die Zeitvorgabe mit zunächst 192 Sekunden konnte schlecht eingeschätzt werden. Christoph Sandmann begann zunächst couragiert und flüssig, allerdings mit der für ihn typischen Unruhe in seinem Gespann. Dann fiel doch ein Ball nach dem anderen, und zum Schluss addierte sich sein Ergebnis auf immerhin 18,27 Strafpunkte. Die Zeitüberschreitung war deutlich, und es war klar, dass die Jury hier die erlaubte Zeit heraufsetzen würde. So geschah es dann auch nach dem dritten Starter. Statt 192 Sekunden hieß es nun: Erlaubte Zeit 200 Sekunden. Diese Entscheidung erleichterte zumindest etwas die Aufgabe für die Teilnehmer.
Der amerikanische Parcourschef Richard Nicoll hatte ständige Handwechsel in die Linienführung eingebaut und die Gespanne mussten oft in engen Wendungen Richtung Publikum ihre Viererzüge manövrieren. Und so verwunderte es nicht, dass doch viele der Teilnehmer doch deutliche Probleme mit diesem Parcours hatten. Der erste – und auch einzige – Fahrer, der komplett fehlerfrei blieb, war der Niederländer Bram Chardon, der zum Schluss sogar noch Zeitreserven hatte und vermutlich auch die zunächst festgelegte Zeit von 192 Sekunden geschafft hätte.
Mareike Harm als zweiter deutscher Starter zeigte im Vorfeld schon zu Recht großen Respekt vor dem Parcours. Sie fuhr flüssig und couragiert, aber dennoch – mit vier Abwürfen und einer kleinen Zeitüberschreitung summierten sich 14,96 Strafpunkte auf ihr Endergebnis dazu.
Einen rabenschwarzen Tag hatte Georg von Stein. Fünf Abwürfe im Parcours, dazu noch einige Zeitfehler, ergaben das Endergebnis von 21,64 Strafpunkten.
Dieser Abschlusstag reihte sich aus deutscher Sicht nahtlos in den Dressur- und den Geländetag. Diese WM war aus deutscher Sicht eine Enttäuschung. Die Aufgabe der Verantwortlichen wird es sein, zusammen mit den Aktiven hier eine genaue Analyse zu machen, wie es zu diesem doch frustrierenden Ergebnis kommen konnte.
Dass der schwierige Parcours, wenn auch nicht fehlerfrei, so doch mit nur einer geringen Fehlerquote absolviert werden konnte, bewiesen einige Fahrer in diesem Weltklassefeld. Warum dies den Deutschen nicht gelang, bleibt im Moment eine noch unbeantwortete Frage.
Wenn man davon absieht, dass die Niederländer nicht Mannschaftsweltmeister wurden, sondern nur die Silbermedaille holten, und dieser Titel an die USA ging, blieben große Überraschungen bei diesem Championat aus. Der alte und neue Weltmeister heißt (natürlich) Boyd Exell. Er war der große Favorit und ist dieser seiner Favoritenrolle natürlich auch gerecht geworden.
Auch die Silbermedaille von Chester Weber sicherlich keine Überraschung, genauso wie die Bronzemedaille von Edouard Simonet.
Überraschend die Plätze im Mittelfeld von Vater und Sohn Chardon auf Rang 9 und 10. Aber 20 Punkte für korrigiertes Verfahren verhindern natürlich eine erwartete Platzierung ganz vorne.
Deutschland wurde in der Nationenpreiswertung Fünfter. In der Einzelwertung war Mareike Harm beste Deutsche auf Rang 12 und damit einen Platz besser als Georg von Stein.19 Teilnehmer waren in Tryon an den Start gegangen, und fünf Nationen hatten eine Mannschaft gestellt.
Die nächsten Weltmeisterschaften finden in zwei Jahren im niederländischen Kronenberg statt. Ob in vier Jahren es wieder Weltreiterspiele gibt, scheint nach den jetzigen Informationen zumindest fraglich.
Im Fokus aus deutscher Sicht natürlich die im nächsten Jahr in Donaueschingen stattfindenden Europameisterschaften, die dann hoffentlich mehr Grund zur Freude geben werden als diese Tage von Tryon.
Rudolf Temporini