15 September 2018
Tryon 2018: Tagebuch Samstag 15. September
Der gestrige Flug brachte dann doch noch die eine oder andere positive Überraschung. Die Lufthansa konnte den Ablauf so gestalten, dass nicht über Zürich geflogen werden musste und auch keine Übernachtung in Newark, direkt vor den Toren New Yorks notwendig wurde. Der Flug ging dann letztendlich direkt von München nach Newark, und nach kurzem Aufenthalt dort weiter nach Charlotte in Süd Carolina. Dieser “kurze Aufenthalt“ war allerdings nichts für schwache Nerven. Einer Schlange von rund 500 Passagieren, die an der Passkontrolle abgefertigt werden mussten, stand nur drei bis vier mit sehr zurückhaltender Arbeitsmoral ausgestatteten Passkontrolleuren gegenüber. Eine schier endlose Geduldsprobe. Im Hinblick auf den zu erreichenden Anschlussflug zeigten sich dann doch einige Reisende kooperativ und ließen einem in den langen Schlangen den Vortritt, so dass gerade noch alles auf den letzten Drücker klappte.Foto: Facebook Mareike Harm
Ein sehr unruhiger Flug nach Charlotte schloss sich an. Die Leihwagenübergabe problemlos, und am Samstagmorgen gegen 2.00 Uhr wurde dann das Hotel in Spartanburg erreicht. Kompliment an den Reiseorganisator der FN, Herrn Schoppmann – eine wunderbare Unterkunft dort im Marriott Hotel!
Auch Christoph Sandmann und Begleitung sind doch früher angekommen als geplant.
Noch in der Nacht natürlich ständig der neugierige Blick auf die Nachrichtensender wegen des Hurrikans Florence. Noch war in der Nacht in Spartanburg bis auf recht starken Wind wenig davon zu merken. Aber am Samstagmorgen dann, beim ersten Blick aus dem Fenster, präsentierte sich der Himmel dunkel und wolkenverhangen. Die Bäume bogen sich im Wind. Auch viel Regen. Der Tag verheißt nichts Gutes.
Aber auch nicht die Nachrichten derjenigen, die schon vor Ort in Tryon sind. Etwas chaotische Verhältnisse. Ab Samstagabend werden Stürme und Regenschauer erwartet. Der Geländeritt der Vielseitigkeitsreiter, die ja nach der Dressur deutlich in Führung liegen, soll noch durchgeführt werden. Aber die für Sonntag vorgesehenen Programmpunkte werden auf Montag verlegt.
Larissa Henkel aus dem Team Georg von Stein postete ein Foto des Fahrplatzes, der wenig Gutes verhieß. Auf dem Bild erschien dieser zunächst eher wie eine noch in Arbeit befindliche Baustelle auszusehen. “Aber es ist ja noch einige Zeit bis zum Dressurtag“, so der trockene Kommentar von Larissa.
Nach ausgiebigem Frühstück jetzt die Abfahrt nach Tryon. Bundestrainer Charly Geiger hat über WhatsApp, dem bevorzugten Kommunikationsmittel des Deutschen Teams hier in den USA, schon einmal den derzeitigen Standort in Tryon geschickt. Man kann und muss wirklich gespannt sein, was sich hier in den nächsten Stunden und Tagen noch abspielt.
Samstagnachmittag
Nachmittags dann erster Besuch der Wettkampfstätten. Und damit auch der erste eigene Eindruck:
Alles mutet an wie eine Baustelle, die doch noch einige Zeit braucht, um vollendet zu werden. Überall – wirklich überall, auch auf den Parkplätzen – stehen große Bagger, Raupen und andere Baugeräte. Es gibt weit verstreut liegende, weitläufige Parkareale, die auch bei weitem noch nicht in dem angedachten Endzustand sind. Von diesen gehen kostenlose, kleine Shuttlebusse zum Haupteingang. Die Fahrer überaus freundlich und bemüht und sehr kontaktfreudig. Das klappt bisher offensichtlich prima. Private Anbieter von Parkplätzen verlangen immerhin stolze 40,00 Dollar pro Tag.
Unter einem großen Vordach im Stallbereich war Treffpunkt u.a. auch von Teilen der deutschen Equipe, die dort an zahlreich aufgestellten Bildschirmen den Geländeritt der Vielseitigkeit verfolgten. Die Stimmung nicht die allerbeste, die sich allerdings dann später etwas aufhellte, als Ingrid Klimke fehlerfrei und zeitlich punktgenau ins Ziel kam und damit die Führung in der Gesamtwertung übernahm. Aber eine Mannschaftsmedaille weit weg.
Bundestrainer Charly Geiger, schon etwas früher in Tryon angekommen, macht eine kurze Führung über das Gelände. Das Fahrstadion ähnelt einer Baustelle, genauso wie die dazugehörenden Tribünen. Man darf gespannt sein, wie dies noch fertig gestellt wird. Wobei sich dem nicht in die Organisation eingebundenen Betrachter die Frage stellt, warum nicht auf den reichlich vorhandenen anderen Plätzen mit tollen Böden das Fahren ausgetragen wird.
Die Unterbringung der Fahrpferde derzeit noch im Quarantänestall. Beim abendlichen Treffen im Hotel leicht erschöpfte Gesichter der betreuenden deutschen Grooms. Ab sieben Uhr dürfen die Pferde für zwei Stunden dort betreut werden. Das heißt, um sechs Uhr Abfahrt im Hotel. Aber ab Sonntagabend ist die für die Betreuer so anstrengende Quarantänezeit dann vorbei.
Das vorherrschende Verkehrsmittel auf dem wirklich sehr weiträumigen Gelände sind Golfcarts. Wer nicht ganz gut zu Fuß ist, ist auch gut beraten, sich ein solches zu mieten – sofern er bereit ist die aufgerufenen Preise dafür zu bezahlen Die Wege sind wirklich weit.
Eine kurze Besichtigung des Fahrplatzes, wo die Dressur und auch das Abfahren stattfinden sollen, lässt den Betrachter ratlos zurück. Es ist eine wirklich sehr baustellenartige Situation. Dies betrifft aber nicht nur diesen Platz, sondern auch die dazugehörende Tribüne, die sich praktisch im Rohbauzustand befindet. Aber die Fahrsportfans können sich damit trösten, dass auch das Pressezentrum noch in einem Rohbau untergebracht ist.
Adolf Fischer mit Frau ist inzwischen in Charlotte angekommen und von Bundestrainer Geiger in abgeholt worden. Und eigentlich sollte auch das Team von Georg von Stein heute dort eintreffen. Aber hier kam alles anders. Georg ist, über Denver fliegend, mit Beifahrer Nikolai Brandt und weiteren Teammitgliedern in Chicago (zwischen)gelandet. Über die Stimmungslage dieser Gruppe decken wir den Mantel des Schweigens.
Angeblich soll diese Gruppe morgen Vormittag in Charlotte landen. Aber alle diese Prognosen sind alle mit großer Vorsicht zu genießen. Die Ausläufer des Hurrikans Florence sind nicht vorhersehbar.
Die Dressurkür sollte am Sonntag stattfinden, wurde dann auf Montag verlegt, dann aber endgültig abgesagt, weil für die Pferde am Montag keine Transportkapazitäten mehr zur Verfügung stehen. Schade um diesen tollen Wettbewerb, und natürlich auch schade gerade für Deutschland, denn hier war eine Medaille fest eingeplant und zu erwarten.
Auch das Springen der Vielseitigkeit wurde auf Montag verschoben. Ganz offensichtlich sind die Wetterprognosen doch so negativ, dass die zu erwartenden sintflutartigen Regenfälle die Austragung der Wettbewerbe unmöglich machen.
Rudolf Temporini