10 augustus 2014
Deutsche Jugendmeisterschaften St. Wendel Tagebuch: Sonntag
Am gestrigen Abend wieder ein mehr als gut gefülltes Festzelt mit den feierlichen Siegerehrungen des Tages.Aber auch Ehrenpreise wurden vergeben. Die von dem Förderverein Jugendfahrsport gestifteten Horsemanship Preise für vorbildliches Arbeiten und Trainieren sowie dem Umgang mit dem Pferd/Ponys im Rahmen der Vorbereitung zur Dressur gingen in diesem Jahr bei der Gruppe U 16 an den Luxemburger Gast Marie Schiltz und bei der Gruppe U 25 an Louise Hansen aus Holstein.
Ann Catrin Lesser erhielt den Fairness Preis. Sie hatte ein bei ihr während der Geländefahrt vorgekommenes Korrigiertes Verfahren angezeigt, obwohl es von dem Richter am Hindernis nicht bemerkt worden war und so auch zunächst nicht in die Wertung eingeflossen war.
Eine nette Geste der Anerkennung der Jugendlichen war der öffentliche Dank an den Moderator Norbert Üffing für seinen tollen Einsatz und wunderbare engagierte Kommentierung der Geländefahrt. Bei über 120 Gespannen sicher kein leichter Job für die Stimme des Fahrsportes aus Neuenkirchen in Westfalen.
Dann wurde der Schnitzelabend eröffnet. Es schmeckte hervorragend. Der Andrang der hungrigen Teams war überaus groß.
Für den Sonntagnachmittag sind Unwetterwarnungen in dem Wetter Apps zu finden. Die Organisatoren feilten an einem Alternativ Plan für den Nachmittag mit einer Meisterehrung im Festzelt.
Aber der Sonntagmorgen präsentierte sich von seiner guten Seite. Die Sonne lachte über St. Wendel als die Pony Einspänner das Hindernisfahren um 08:00 Uhr eröffneten.
Mit Rica Rethmeier aus Herford stand dann um 10:00 Uhr die erste Deutsche Jugend Meisterin des Jahres 2014 fest. Hauchdünn waren in diesem Finale die Abstände der führenden Aktiven. Rica Rethmeier zeigte eine tolle Runde und schob sich damit von Platz 3 an die Spitze.
„Endlich hat es geklappt nach guten Platzierungen in den vergangenen Jahren!“ so der erleichterte Kommentar vom Papa und Beifahrer.
Als es dann bei der Siegerehrung des Hindernisfahrens leicht zu tröpfeln begann, interpretierte dies Norbert Üffing dies mit Freudentränen der Engelchen im Himmel. Das wird dann wohl stimmen. Zumindest kann man es sich gut vorstellen.
Marcella Meinecke aus Eicklingen ist erstmals Deutsche Meisterin der Jugend. Mit ihrem sehr gut ausgebildeten und trittgewaltigen Fuchs Borneo beherrschte sie die Konkurrenz vom ersten Tag an. Beim abschließenden Hindernisfahren nur eine Abwurf und etwas Zeitfehler. Aber der Sieg der Enkeltochter von Exweltmeister Eckardt Meinecke war auf Grund ihres großen Vorsprungs nach Dressur und Hindernisfahren nicht gefährdet. Silber geht an Jens Chladek von der Viernheimer Kutschengilde. Der junge Mann aus dem Bundeskader hatte in diesem Jahr zunächst Pech als sein Paradepferd Pablo aus gesundheitlichen Gründen nicht eingesetzt werden konnte. Aber der „Ersatz“ Lou Bega machte seine Sache großartig. Genug Routine hat der Vierbeiner ja, denn er war im Gespann von Thorsten Zarembowicz erfolgreich bei der WM der Zweispänner im letzten Jahr. Bronze ging ebenfalls an einen Aktiven der Viernheimer Kutschengilde. Katharina Weber mit Empire überholte mit einer beeindruckenden Fahrt durch die Pylonen noch die vor ihr liegende Titelverteidigerin Annika Geiger aus Parsdorf, die rund 11 Strafpunkte am Ende auf ihrem Konto hatte.
Bei dem parallel laufenden Bundesnachwuchschampionat siegt bei den Einspänner Pferde Prüfungen in der Kombi überlegen Gastfahrerin Marie Schiltz aus Luxemburg – aber in der Medaillenwertung ging Gold an Florian Müller aus Westfalen vor Anne Unzeitig aus Hessen und Klara Schubert aus Baden Württemberg.
Karolin Schettler war die strahlende Siegerin bei den Einspänner Ponys. Die Tochter des Vorsitzenden der Fachgruppe Fahren im DRFV, Rolf Schettler, verwies die Favoritin Christina Wagner aus Bayern und Jana Chladek aus Hessen auf die weiteren Medaillenplätze.
Die Medaillenträger sind gekürt. Viele strahlende Gesichter bei der Siegerehrung am letzten Tag. Große Sorgenfalten bei den Verantwortlichen. Unwetter waren angesagt und teilweise zuckten im Hintergrund Blitze am dunklen Himmel, aber man entschloss sich dann für die Siegerehrung zu einem Kompromiss. Die Teilnehmer kamen zu Fuß in die Bahn. Ein wunderbar herausgebrachter Podestwagen stand in der Mitte des Platzes und so hatte man die Option bei doch ganz schlechtem Wetter eventuell auf das Podium im Zelt auszuweichen. Aber Petrus hatte ein Einsehen und die gesamte Siegerehrung konnte ohne Probleme über die Bühne gebracht werden. Brillant wieder der Auftritt des Bürgermeisters Boullon. Kurz und prägnant brachte er seine Sicht der Dinge auf den Punkt. Vorbildlich kurz.
Marcella Meinecke bedankte sich im Namen der Jugendlichen bei der Turnierleitung, den Sponsoren und den vielen Helfern.
Und mit einer letzten Ehrenrunde zu Fuß klang dann diese fünfte Deutsche Jugendmeisterschaft aus. Das Fazit kann wie folgt lauten: Eine überaus gelungene Veranstaltung!
Im Vorfeld hat es doch die eine oder andere Sorgenfalte gegeben, ob denn St. Wendel gut gerüstet sein würde. Aber alle Bedenken konnte man vom ersten Tag an ad acta legen. Es war glänzend vorbereitet, glänzend durchgeführt und ein insgesamt perfekter Ablauf. Das Ehepaar Feith und die tolle Helfertruppe erwiesen sich als tolle Organisatoren.
Schade wäre es wenn die neu gebauten Hindernisse wieder abgeräumt werden müssten. Zwischen einigen Entscheidungsträgern gab es Gespräche, ob im nächsten Jahr nicht doch wieder ein größerer Fahrevent in St. Wendel stattfinden kann. Der Bürgermeister der Gemeinde sieht das überaus positiv. Man kann also hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Dann könnten die Hindernisse nämlich stehen bleiben und die Arbeit wäre nicht nur für diese eine Deutsche Meisterschaft gewesen.
Die Jugendlichen zeigten teilweise tolle Leistungen. Die Dressuren bei den Zweispänner-Ponys und auch bei den Zweispänner-Pferden im Durchschnitt vielleicht nicht ganz auf dem Niveau, wie man es gerne hätte.
Bei dem Treffen der Jugendvertreter der Verbände wurde der eine oder andere Punkt andiskutiert. Alle äußerten sich aber zufrieden mit dem jetzt gefundenen Modus der DM. Diskutiert wurde eine Idee von Mecklenburg-Vorpommern, ob man eventuell bei den nächsten Deutschen Jugendmeisterschaften doch die Pony-Vierspänner einbezieht – vielleicht außerhalb der Mannschaftswertung. Ein Diskussionspunkt war ebenfalls die Frage der Mannschaftswertung, ob es sinnvoll ist, unabhängig von der Starterzahl, dem Sieger immer 20 Punkte zu geben. Durchdachtere und bessere Ideen liegen aber auch nicht vor. Der Ausschuss wird sich sicherlich mit diesem Thema noch einmal beschäftigen. Ergebnis dieser Zusammenkunft der Verbände war auch die Feststellung, dass in einzelnen Landesverbänden sich mächtig was tut in Sachen Nachwuchsarbeit. Auch der Anfängerbereich bei den Jüngsten wird von einigen Verbänden nicht aus den Augen verloren. Das Fazit kann nur sein: Der Jugendfahrsport in Deutschland lebt und ist sehr lebendig in seiner Weiterentwicklung. Freuen wir uns also auf die nächsten Deutschen Meisterschaften bei der Kutschengilde in Viernheim im Jahre 2015.
Rudolf Temporini
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