13 augustus 2016
Lähden: Von Stein auf dem Weg zu seiner 3. Deutschen Meisterschaft
Das Wichtigste vorweg: das Wetter hielt trotz drohender dunkler Wolken am Himmel. Kein Regen und auch nicht zu heiß, ideale Bedingungen für tollen Fahrsport.Ein ereignisreicher Tag, dieser Geländetag. Doch der Reihe nach. Zunächst der nationale Teil mit den Pony- und den Pferdezweispännern. Thomas Schuppert verteidigte souverän seine Führung bei den Ponys, wenn auch der heutige Sieg an Michael Gausepohl ging, der eine Bestzeit nach der anderen fuhr und relativ souverän das Gelände vor Thomas Schuppert gewann. Luise Hansen, die bekanntermaßen am gestrigen Tag durch ein Verfahren den Sieg verschenkte, fuhr auch tolle Zeiten, allerdings in Hindernis 7 war sie völlig von der Rolle, verlor ganz viel Zeit und landete in dieser Geländefahrt auf dem letzten Platz. In der Zwischenwertung der kombinierten Prüfung immerhin noch auf Platz 3. Thomas Schuppert führt hier mit Weile. Sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten Michael Gausepohl rund 20 Punkte, eine kleine Ewigkeit.
Bei den Zweispänner Pferden im nationalen Teil ein ganz, ganz knapper Sieg für Anna Sandmann, die den Deutschen Rekordmeister Warneck lediglich um 0,27 Punkte hinter sich ließ. Zwei Punkte dahinter Heinrich Kemper. In der kombinierten Wertung wird es morgen noch einmal richtig spannend werden. Die ersten drei liegen ganz eng beisammen.
Im internationalen Programm beherrschten bei den Zweispänner Pferden zwei Fahrer die Marathonfahrt. Dennis Schneiders gewann zum wiederholten Mal in diesem Jahr eine Geländefahrt, aber nicht ganz so souverän, wie wir es von ihm in letzter Zeit gewohnt sind. Sandro Koalick folgte lediglich 0,63 Punkte hinter dem Sieger. Beide fuhren in einer eigenen Liga. Hinter einer starken holländischen Phalanx mit Antonie ter Harmsel, Harrie Verstappen und Tristan Verheijen behielt Dressursieger und Shootingstar dieser Saison, Lars Schwitte, seine Führung in der kombinierten Prüfung. Der Aufstieg des Westfalen in diesem Jahr wirklich kometenhaft. Aber auch hier ist ein spannendes Finale für den morgigen Tag zu erwarten. Schwitte, Koalick und Verstappen liegen innerhalb eines Balls.
Dennis Schneider hat sich auf den 6. Platz mit seinem starken Geländeauftritt vorgearbeitet. Überschattet wurde diese Geländefahrt bei den Zweispännern durch zwei Unfälle. Arndt Lörcher verunglückte in Hindernis 6, als er in hohem Tempo Hindernis 6 verlassen wollte, bei einer rasanten Ausfahrt links und rechts jeweils einen Posten touchierte und spektakulär vom Bock fiel. Es sah dramatisch aus. Krankenwagen fuhren vor, und schließlich wurde der Championatskaderfahrer mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus transportiert. Gott sei Dank gab es noch während der Geländefahrt Entwarnung. Prellungen und ein Rippenbruch wurden im Krankenhaus festgestellt. Arndt Lörcher selbst teilte diesen dann doch glimpflichen Befund den Veranstaltern mit. Erleichterung aller Orten.
In Hindernis 1 erwischte es das Gespann von Rainer Bruelheide. Seine mitfahrende Ehefrau fiel von der Kutsche. Für den Westfalen war die Geländefahrt damit beendet. Wie es seiner Frau geht, ist im Moment nicht bekannt.
Carl Holzum war der Sieger bei den Pony-Zweispännern, und dies relativ deutlich vor der Baden-Württembergerin Birgit Kohlweiß und dem Dressursieger Christof Weihe, der seine Führung in der kombinierten Prüfung sehr deutlich vor dem Vize-Weltmeister Jan-Felix Pfeffer behielt. Letzterer trat in dieser Saison deutlich kürzer. Vor kurzem ist er Vater geworden, und ein Hausbau stand an. Es gab also andere Prioritäten für den Mann aus Holstein.
Der amtierende Deutsche Meister Michael Bügener holte sich den Sieg bei den Pony-Vierspännern, und dies recht deutlich. Stark der Auftritt von Jaqueline Walter, die als zweitbeste Deutsche hinter dem Niederländer Jan de Boer und dem Belgier Nathan Nijs auf Platz 4 landete. Damit verschaffte sie sich eine glänzende Ausgangsposition für das morgige Hindernisfahren, denn ihr Abstand zu den davorliegenden Routiniers Dieter Höfs, Sven Kneifel und Steffen Brauchle ist hauchdünn. Das wird auch hier bei den Pony-Vierspännern äußerst spannend werden. Nach langer Abstinenz kehrte Thomas Köppen wieder in das internationale Geschehen zurück. Mit Platz 11 in der Zwischenwertung ein vielversprechender Neuanfang.
Georg von Stein hieß der strahlende Sieger bei den Vierspännerpferden, der mit diesem Sieg sehr deutlich die Führung in der Deutschen Meisterschaftswertung übernahm. Sein Vorsprung auf den in der Meisterschaftswertung Zweitplatzierten, Christoph Sandmann, beträgt rund 13 Punkte, da sollte beim morgigen Hindernisfahren nichts mehr anbrennen für den mehrfachen Hessenmeister. Sein so deutlicher Vorsprung umso erstaunlicher, als Georg von Stein in Hindernis 7 am Tor A vorbeifuhr und eine große Volte drehen musste, und darüber hinaus auch noch in einem Hindernis ein abwerfbares Teil traf. Aber Christoph Sandmann hatte auch Probleme, insbesondere in den ersten beiden Hindernissen lief es für den Hausherrn nicht rund. In Hindernis 4 musste ein Beifahrer absteigen, aber in einer rasanten Schlussphase kam er immerhin noch auf Platz 6 in dieser Teilprüfung und steuert einen Podestplatz vor heimischem Publikum an. Rainer Duen scheint zu seiner guten Form, die er zu Beginn der Saison hatte, zurückgefunden zu haben. Er liegt auf dem Bronze-Platz knapp vor der Dressursiegerin Mareike Harm. Die Holsteinerin fuhr ein tolles Gelände und knüpfte an ihre gute Leistung von Nebanice an. Titelverteidiger Michael Brauchle fuhr zunächst drei Bestzeiten, aber dann lief es nicht mehr rund für den Europameister. Drei Bälle fielen im weiteren Verlauf seiner Fahrt, und gegen Ende des Marathons schien es, als wolle er sein Glück mit Gewalt erzwingen. Im Hinblick auf die Weltmeisterschaften in Breda gab es für den Fahrausschuss sowie für den Bundestrainer Karl-Heinz Geiger keine wirklich neuen Erkenntnisse. Morgen nach dem Hindernisfahren werden die WM-Teilnehmer bekannt gegeben werden. Überraschungen sind nicht zu erwarten.
Rudolf Temporini