24 april 2015
Osterfahrtraining in Paaren-Glien
Wie schon im letzten Jahr (es könnte eine wunderbare Tradition werden) wurde über die Osterfeiertage vom R.u.F. „Am Berg“ e.V., gefördert vom Landesverband Pferdesport Berlin-Brandenburg, zum ersten Fahrtrainingslager 2015 eingeladen. Vorrangig als Angebot für den Jugendkader und die Fördergruppe Fahren von Berlin-Brandenburg gedacht, waren aber auch erwachsene Fahrer herzlich willkommen. So fanden sich über das verlängerte Wochenende fast 20 Fahrer und ihre Gespanne auf dem MAFZ (Märkisches Ausstellungs- und Freizeitzentrum) in Paaren-Glien ein.Bereits am Gründonnerstagnachmittag wurden die ersten Runden gedreht. Im Dressurviereck stand Bettina Winkler als Trainerin zur Verfügung. Die aus der Nähe von Greiz stammende Fahrerin konnte selbst aktiv, als einzige Amazone an den Leinen, jüngst auf der grünen Woche beim kombinierten Hindernisfahren Klasse S für Zweispänner bewundert werden. Zu Beginn schaute sie sich jedes Gespann an und nahm hier und da auch selber mal die Leinen in die Hand. So konnten Schwerpunkte und Trainingsziele für die kommenden Tage gesteckt werden.
Auf dem Hauptplatz vor der Brandenburghalle erwartete Bernhard Stubbe seine Schützlinge. Zusammen mit den Fahrern wurde ein Hindernisparcours errichtet, der viele Raffinessen aufwies und dadurch zur Herausforderung wurde. Hier lag der Schwerpunkt auf dem Erkennen der Besonderheiten und der richtigen Technik, diese fehlerfrei zu bewältigen.
Auch das Wetter wurde an diesem Nachmittag für alle Beteiligten zur Herausforderung. Auf Grund von Schnee, Hagel, starken Windböen bei eisigen Temperaturen musste hier und da mal eine Trainingseinheit unterbrochen werden. Da Fahrer sich von solchen Widrigkeiten aber nicht (oder nur wenig) beeindrucken lassen, wurde abends der Grill angeheizt und endlich konnte das langersehnte Wiedersehen gefeiert und genossen werden.
Der Morgen des Karfreitags startete trüb, aber trocken. Nach einer eisigen Nacht krabbelten alle etwas steif aus den Wohnwagen und Fahrzeugen. Um wieder Leben in die Knochen der Fahrer zu bekommen, hatte Bernhard Stubbe sich etwas Besonderes überlegt. Die Trainingseinheiten am Hauptplatz begannen ohne Pferd. Aufgebaut war ein Hindernisparcours, angelehnt an Klasse M. Nachdem grundsätzliche Fragen (z.B. „Was bedeutet eigentlich Standardhindernisfahren?!) geklärt waren, wurde in 3-er Gruppen die Strecke mit Messrad von den Fahrern abgelaufen und auf Grund der ermittelten Strecke mit Hilfe einer Tabelle die zulässigen Zeiten in den verschiedenen Klassen ermittelt. In Begleitung von Bernhard Stubbe wurde der Parcours im Anschluss nochmal abgelaufen, so wurden für die Fahrer die Streckenführung aus der Sicht eines erfahrenen Parcourschefs und seine Gedanken dazu plausibel. Es gab viele „Aha-Effekte“ bei dem Blick hinter die Kulissen des Hindernisfahrens. Anschließend wurde angespannt, aber nicht die Pferde. Als Überraschung zauberte der Trainer Augenbinden und Stricke aus dem Gepäck- in Gruppenarbeit mussten die Fahrer im „Blindflug“ den Parcours ablaufen, wie stark hatte sie sich den Streckenverlauf eingeprägt?! Für Feinkorrekturen per Seil mit dem sehenden hinterherlaufenden Partner verbunden, wurden sie, bei Bedarf mit leichten Paraden, durch die Kegelpaare gesteuert. Neben viel Konzentration brachte das natürlich auch viel Spaß. Nach so viel Zweibeinersport durften die Vierbeiner ran und das zuvor Erlernte umgesetzt werden.
Parallel zu den Aktivitäten auf den Hauptplatz wurde im Dressurviereck unter dem aufmerksamen Blick von Bettina Winkler fleißig geübt. Jedes Gespann hatte eine (oder mehrere) Schwachstellen mitgebracht. Mal wurden das oder die Pferde/ Ponys korrigiert, aber nicht selten auch die Fahrer. Erstaunlich, was eine Peitschenhilfe zur rechten Zeit, am rechten Ort bewirken kann! Das Wetter wurde uns wohlgesonnener, die Sonne brachte etwas Wärme. Das nutzen die Fahrsportler, die gerade nicht auf der Kutsche saßen und lernten als Zuschauer am Viereck mit.
Am Nachmittag wurden die Gruppen getauscht, so dass jeder je eine Trainingseinheit in den Kegeln und im Viereck hatte. Begeisternd war das Miteinander zu beobachten, ob jung ob alt. Da wurden Beifahrer und Kutschen ausgetauscht und/ oder ausgeliehen, sowie beim Anspannen allseits mit angefasst und geholfen.
Im Restaurant der Brandenburghalle fand die Abendveranstaltung statt. Unter dem Motto „LPO: Was darf ich, was darf ich nicht?“ hatte Michaela Lessig-Arndt vom veranstaltenden Verein mit viel Mühe eine Menge interessanter Fragen erarbeitet. Nachdem Hunger und Durst dank des Restaurants gestillt waren, rauchten die Köpfe. Natürlich hatten sich alle schon mal ausführlich mit dem „Gesetzeswerk der Turnierreiter/ -fahrer“ beschäftigt, trotz allem stellte sich schnell heraus, dass viele Fragen nicht beantwortet werden konnten. Also folgte theoretisches Training und die Erarbeitung der Lösungen. Diese wurden dann durch authentische und passende Berichte aus der langjährigen Turniererfahrung von Bernhard Stubbe anschaulich gemacht. Es war so interessant und unterhaltsam, dass wir am späten Abend noch offene Fragen auf den kommenden Tag legen mussten.
Das gemeinsame Frühstück am Samstagmorgen wurde mit Goethes leicht abgewandeltem Osterspaziergang begonnen: „Vom Eise befreit sind Tisch und Bänke….“. In warmen Wintersachen verpackt startete der sonnige Tag.
Auf dem Hauptplatz startete die Fahrerjugend. Bernhard Stubbe hatte einen Wunsch aufgegriffen und stellte in Zusammenarbeit mit den jungen Amazonen der Fördergruppe Fahren und des Jugendkaders die Hinderniskegel so, dass mit wenigen Kegelpaaren viele Fahroptionen und Übungsmöglichkeiten zu Stande kamen. Dies ist eine tolle Inspiration für das heimatliche Training, da die Wenigsten auf so tolle Trainingsbedingungen, wie beim MAFZ zurückgreifen können. Im Anschluss wurde es natürlich mit Gespann unter dem Blick des Trainers getestet und immer neue Variationen gefunden. Im Anschluss nutzten Alle die Möglichkeit, ein festes Geländehindernis in das Training einzubeziehen.
Im Viereck wurden nach dem Üben einzelner Lektionen Dressuren geübt, die dem Leistungsstand der Gespanne entsprachen. Bettina Winkler konnte mit ihrer ruhigen Art und ihrem umfangreichen Wissen jedem wertvolle Tipps mitgeben. Ganz vielen Dank dafür Bettina, es war sehr toll und lehrreich!
Nachdem nachmittags die Gruppen wieder das gesittete Dressurviereck mit den rasanten Kegeln und umgekehrt getauscht hatten, wurde am Abend das Wissen rund um die LPO weiter vertieft. Gemütlich saßen wir noch lange zusammen und lösten so manches theoretisches Problem mit viel Spaß und Unterhaltung!
Auch der Ostersonntag begann mit einem Pudelmützenfrühstück. Anschließend wurden die Vierbeiner glänzend gestriegelt und die Zweibeiner schick angezogen, denn am letzten Tag des Trainingslagers hieß es „Fahren unter Turnierbedingungen“!
Der Vormittag stand im Zeichen der Dressur. Die Fahrer und Fahrerinnen hatten sich im Vorfeld Gedanken gemacht, in welchen Klassen sie diese Saison starten möchten und ihre Wunschdressur bekannt gegeben. Begonnen wurde für die Turniereinsteiger mit den E-Dressuren. Als Richter warf Bernhard Stubbe in Zusammenarbeit mit Michaela Leßig-Arndt ein kritisches Auge auf die gezeigten Leistungen und am Ende der Dressur gab es natürlich auch eine Wertnote. Und dann kam das Besondere: Die Bewertung wurde ausführlich begründet und die Dressur gemeinsam analysiert. Im Anschluss wurden unter Anleitung genau die Passagen wiederholt, die zu den Abzügen geführt hatten. Oft zeigte sich, dass nicht korrekt begonnene Hufschlagfiguren schon der Anfang vom Ende waren. Durch das gezielte Üben dieser Dressurteile bekamen die unerfahrenen Fahrer einen Blick für „runde, große Zirkel“ u.ä. Diese Erfahrungen werden sie zu ihrem ersten Turnierstart in naher Zukunft mitnehmen. Nach dem gleichen Prinzip wurden die A-Dressuren und von unserem Jugendkader sogar 4 M-Dressuren gefahren. Um die „Turnierbedingungen“ zu unterstreichen, fand am Ende jeder Prüfung eine Siegerehrung statt, bei der es vom Veranstalter tolle Ehrenpreise gab.
Nach der Mittagspause wurde „gekegelt“. Auf dem Hauptplatz stand ein anspruchsvoller A-Hindernisparcours, dem sich 12 Gespanne stellten. Da das sonnige Frühlingswetter am Ostersonntag viele Besucher in das MAFZ gelockt hatte, mangelte es nicht an Zuschauern und Beifall. Es wurde mit Mikrofon Startfolge und Ergebnis verkündet, zusätzlich sorgte für gute Stimmung die eingespielte Musik- Alles so, wie auf einem richtigen Turnier. Es gab ein spannendes Rennen, die Bestzeit wurde immer wieder getoppt, aber das Ergebnis trotzdem auch von gefallenen Bällen bestimmt. Vor dem abschließenden M-Hindernisfahren wurden alle Gespanne auf den Hauptplatz gebeten. Jeder Teilnehmer bekam als Osterüberraschung vom R.u.F. „Am Berg“e.V. ein kleines, süßes Präsent!
Trotz eisiger Temperaturen war es ein herzerwärmendes Trainingslager! Die Grundlage dafür lag in der allgemeinen harmonischen Stimmung, der gemeinsamen Freude am Fahrsport, den tollen und engagierten Trainern, der Unterstützung des LPBB, der hervorragenden Location des MAFZ und der Herzlichkeit des gastgebenden Vereins. Ganz lieben Dank an alle Beteiligten! Jetzt kann die Saison starten.
Carola Siewke